Bube Dame König Artist / VÖ: 14. Januar 2022 / Indie Rock, Pop
castillocastillo.de
Text: Michael Bohli
Vom harten Nu Metal zum honigsüssen Indie-Rock? Für Max Reckleben eine normale Transformation, zeigt sich der Musiker nach dem Getöse bei Brett als Frontmann von Castillo. Das Trio, vollendet mit Stefan Schulten und Julian Elsesser, holt den Schmiss von Bilderbuch nach Deutschland und verziert ihre Kompositionen mit Bass-Schmackes, Pop-Euphorie und deutsch eingesungenen, plakativen Texten. «Honig» ist da und darf mit eigens hergestellter Bienenleckerei genossen werden.
Mit Castillo wollen die drei Musiker ihr Dasein befreien. Alles soll möglich sein, engstirnige, selbst gesetzte Grenzen findet man auf dieser EP keine. Die fünf Lieder sind dem ausdrucksstarken Indie zuzuordnen, mit jedem Song wird vom Trio aber der Rahmen aufgebrochen. Niemand würde den Refrain von «Manitu» erwarten, dessen Melodie die Gitarren herrlich singend begleiten. Oder die unwiderstehliche Emotionalität von «Big Sky», meilenweit von «Wutkitsch» entfernt. Das sei doch Wahnsinn? Klar, aber wie könnte man das Leben stets ernst nehmen, es lebe die Unordnung.
«Honig» schmiert dir alles um die Lippen, nur die simple Mechanik der Popmusik fehlt. Saitenspielereien wie bei Queen, schmachtende Rhythmen der Chanson-Marke, jugendlich wirkende Aussagen und eine grosse Sehnsucht – Castillo sind in der Realität zu verorten, schweben aber immer über den Dächern. Wie bei «Radio», da schwappen Zucker und Rockmusik über und verführen zum Tanz. Eine aufregende, überspitzte und andersklingende Veröffentlichung.