Eigenveröffentlichung / VÖ: 9. Oktober 2020 / Electronica
casanorarte.com
Text: Michael Bohli
Positiv ist die Musikwelt von Casanora nicht wirklich. Was mit „Happiness Is Mostly Sold Out“ im Januar begann, das wird titeltechnisch mit der EP „Sadness For Free“ kontinuierlich weitergeführt. In diesen 22 Minuten Musik und Videoaufnahmen findet man die Verwirrung und Verzweiflung des Jahres 2020, eine Zahl, die für immer schwermütig genannt werden wird. Düstere Electronica und lauernden Bässe passen perfekt dazu, gut hantiert die Bernerin geschickt mit diesen Mitteln.
Ohne Vorwarnung ist „Sadness For Free“ erschienen und bietet sieben Tracks, die sich im Verbund mit dem dazugehörigen Film (hier verfügbar) als Gesamtwerk geben und trotz der vorhandenen Unruhe nicht nervös machen. Casanora ist es gelungen, mit Stimmungen des Ambient, Störungen des White Noise und effektiven Samples eine EP zu produzieren, die fasziniert und in neue Sphären mitnimmt. Das hilft, seine eigenen Erlebnisse zu verarbeiten, sich in der neuen Ordnung wieder zurecht zu finden.
Ob „Sadness For Free“ als Spiegel oder Wegleitung funktioniert hat keinen Einfluss auf den spannenden Effekt der Musik. „No Surprise“ ist das Wesen zwischen den Glitches, „Luigi in Space“ dockt an verlorengegangene Raumstationen an, bei „I’m so Glad“ wird der Albtraum von Casanora zum positiven Gedanken umgewandelt. Das passt perfekt in den Oktober, den Monat voller Geister und Schatten, als merkwürdige Klangwelt, als kollektive Erfahrung mit hoffentlich angenehmem Ausgang.