Ninja Tune / VÖ: 14. Januar 2022 / Electronica, Pop
bonobomusic.com
Text: Michael Bohli
Dass die zwölf Lieder aus Fragmenten und Bruchstücken entstanden sind, hört man dem neuen Album von Bonobo nicht an. Der Musiker und Produzent Simon Green hat seine Ideen und Einfälle zu Popmusik verarbeitet, die immer in Richtung Tanzfläche zieht und die träumerische Fantasie als ernste Option betrachtet. Mit Gaststimmen und wundervollen Harmonien verziert, die Tradition seiner Karriere wird bei «Fragments» stimmungsvoll fortgesetzt. Was dabei auffällt: Längere und dahinfliessende Tracks gibt es nicht, alles fügt sich dem Songformat.
Die Takte sind nur selten dem Downtempo zuzuordnen, die Electronica von Bonobo wird mal von Streichern begleitet («Elysian»), dann wieder Club-konform aufgeschichtet («Rosewood»). Immer aber ist «Fragments» eine Platte, zu der man Feiern kann, ohne zu überborden. Mit versammelten Freund:innen und einem leckeren Getränk, die akustische Sonne scheint allen ins Gesicht. Die Elemente spielen im Klang dieser Stück eh eine wichtige Rolle, vieles fliesst und anderes wärmt. Abstrakt und angriffig ist nichts, Green will der freundliche Musiker bleiben, als den wir ihn kennengelernt haben.
«Fragments» ist keine Platte, die in ein Extrem zieht und sich sofort im Herzen festkrallt. Angenehme Stimmungen und wohlige Klänge gibt es zuhauf, mit jedem Durchgang wird die Bindung enger. Bonobo präsentiert nach «Migration» eine weitere Scheibe seiner besten Seite, eine Konstante in der Diskografie. Dass in der Pandemie Lieder wie «Age of Phase» entstehen können und modulare Synthesizer zusammen mit Computern den Kampf gegen die Isolation gewinnen ist ein zuversichtlich stimmender Moment. Die Zukunft darf kommen, wir sind bereit.