Sacred Bones Records / VÖ: 26. Februar 2021 / Electronica, Experimental
blanckmass.com
Text: Michael Bohli
Die ersten paar Minuten auf „In Ferneaux“ sind so wild, dass Erinnerungen an das letzte Album von Blanck Mass erneut wach werden. „Animated Violence Mild“ war ein lautes Krawallstück, in dem der englische Künstler ballernden Techno mit düsterer Electronica verband. Anderthalb Jahre später ist die Wucht in den Klängen weiterhin vorhanden, die zwei neuen, jeweils 20 Minuten andauernden Tracks wollen aber mehr als blosse Zerstörung. Erinnerungen und Erfahrungen aus vergangenen Lebensjahren sind zentral.
Für „Phase I“ und „Phase II“ hat Benjamin John Power tief in seinem Soundarchiv gekramt und Field Recordings wie Samples hervorgeholt, die er auf seinen Touren und Reisen gesammelt hat. Schwaches Dröhnen und sanfte Harfenklänge leiten weg von den harschen Bässen und extrem verzerrten Synthesizer, Blanck Mass lässt seine Fähigkeiten im Gebiet des Ambient aufblühen. Gesprochene Sätze, perkussive Ausbrüche, Umgebungsgeräusche – und dann wieder das Zusammenbrechen in den harschen Noise-Frequenzen.
Etwaige Momente der Beruhigung zerbrechen, die Splitter der Sounds formen neue Stimmungen und Umgebungen. Blanck Mass fürchtet sich nicht davor, „In Ferneaux“ abrupt in die entgegengesetzte Richtung zu bringen und hat zwei Longtracks aufgenommen, aus deren Unberechenbarkeit die Schönheit der Musik wächst. Das wirkt teilweise gefährlich, ist vor allem aber aufregend und auf merkwürdige Weise tröstend. Ein Segen im Elend, wie das Album von Seiten Erschaffer genannt wird.