BlauBlau Records / VÖ: 2. Dezember 2022 / Electronica
Bitter Moon / After 5:08
Text: Sebastian Leiggener
Ein kurioses Geschenk erwartete mich letztens in Form eines Kuverts. Eine CD, darauf 6 Tracks, begleitet von einer kurzen, kryptischen Beschreibung in der ein Album Namens „Berliner Kinder“ angepriesen wird und in dessen Zusammenhang sich das Duo Bitter Moon mit dem Duo After 5:08 zusammenfand und sich als Quartett für diese Scheibe vereinten.
Nun ja, schiebe ich also das Ding rein in den Player. Den Start verzerren wenige Pianoanschläge die sogleich wieder wegbrechen. Es folgt sanfter Gesang begleitet von elektronischer Monotonie. Ein gedämpftes Bassspiel im Hintergrund – ich fühle mich erinnert an „The World Above“ eben jener Bitter Moon, welches auch so einlullend war. Nach diesem Start „Pretty In The Dark“ fühle ich mich ziemlich im Dunkeln. Auch das Titelstück „Berliner Kinder“ zieht sich in derselben Art und Weise weiter. Dahin mäandernde Klänge verschwinden in der Ferne. „Atmen“ ist gekennzeichnet durch Rauschen von Wasser, vermengt mit gehackter Elektronik und dumpfen Einschüben, die sich zum Schluss hin vermehren und eine düstere Stranger-Things Stimmung verbreiten.
„In Dreams“ versinkt in lieblichem Gesang, bevor es zulegt und eine vibrierende rhythmische Geschwindigkeit entwickelt, welche schlagartig endet und abrupt von „Tränenpalast“ in einer Vollbremsung gegen die Wand knallt. Unglaubliche Schwere bringt sich ein. An der zuvor gespürten Leichtigkeit hängt nun ein 16- Tönner Beton – schwarz angemalt. Der Sprengstoff der diesen Klotz wieder aufbricht ist das zweiminütige „Krad eht ni Ytterp“. So schräg sein Name, so krumm tänzelt es elektrisch an das Ende der Scheibe.
Was zum Teufel war das jetzt? Nochmal kurz den Beipackzettel überfliegen – immer noch keine Ahnung. Auf jeden Fall spannend. Nun denn, ich werde diese „Berliner Kinder“, welche hier angepriesen werden, wohl mal auf allen Kanälen im Auge behalten und mir das vorliegende Konzeptdings, aus Synths und Elektrosounds, gleich nochmal reinziehen.