24. August 2016
Zürich Openair – Rümlang
Bands: M83 / Die Antwoord / Foals / The Last Shadow Puppets / Chvrches
„It feels weird to play a festival on a Wednesday. Do you guys have jobs?“ Lauren Mayberry von Chvrches fasst das vorherrschende Gefühl beim Auftakt des diesjährigen Zürich Open Airs gut zusammen. Denn der Gang über das noch sehr leere Gelände hat mehr von einem Feierabendspaziergang als vom Beginn der viertägigen Party. Arbeitstechnisch bedingt startete für mich das Festival auch erst am Abend; das britische Electro-Pop-Trio wusste den Beginn aber feierlich zu gestalten. Ihre Musik lauerte in den 80er-Jahren, nahm aber die Synths mit der Methodik der Neuzeit auseinander und reizte die Soundanlage der Tent Stage gleich aus. Sicherlich wurde es manchem zu bunt und der Gesang von Lauren zu extrem, für Barbie-Fans aber ein Gewinn.
Mehr Stil und Ruhe brachten danach die hübsch gekleideten Herren von The Last Shadow Puppets nach Rümlang. Ausgestattet mit Streicher-Quartett und verführerischem Akzent wurden die letzten Sonnenstrahlen schunkelnd entgegen genommen. Auch wenn das musikalische Talent von Alex Turner immer wieder für Überraschungen sorgt, wollte die Begeisterung nicht so richtig auf das gesamte Publikum übergehen. Vielleicht vermisste so mancher hier bereits die harten Beats. Foals hatten mit ihrer spannenden Mischung aus Pop, Hardcore-Attacken und ausufernden Gitarrenriffs eher den Jubel auf ihrer Seite. Die Zeltbühne war gut gefüllt und die Nacht liess so manchen Besucher entspannter geniessen. Nur schade, driftete die Band etwas zu oft in die sanfte und hübsche Jungenmusik ab.
Umso härter wurde allen danach von Yo-Landi und Ninja die Fresse eingeschlagen – nicht mit Fäusten, aber krummen Beats und schamlosen Raps. Die Antwoord enterten das gelassene Fest und brachten das ZOA in den vordersten Besucherreihen endlich zum ausrasten. Ihr Zef (was in etwa „hinterwändlerisch“ bedeutet) nutzte ein hirnschmelzendes Gebräu aus Rave, Rap und allen kruden elektronischen Stilrichtungen. Dazu die ohrenschlitzende Stimme von Yo-Landi, welche sogar von ihrem knapp bekleideten und durchtrainierten Körper ablenkte. Ninja zeigte zwischen den Wortschwallen seine Tattoos und Unterhosen, DJ Hi-Tek stampfte zwischen den Tänzerinnen und Videoscreens umher. I Fink U Freeky – und nach einem solch durchgeknallten Auftritt musste man sich zuerst einmal sammeln.
Da war es mehr als passend, dass die französischen Träumer von M83 alle aufgescheuchten Gäste sanft in die Nacht wiegten: Mit ihrer grossartig gespielten Mischung aus Psychedelic Rock, Chanson und Pop voller liebevollen Umarmungen. Die Leute liessen sich wie im Sternenlicht baden und genossen Gitarrenteppiche, rhythmische Herausforderungen und schönen Gesang. Ein gelungener Abschluss für den musikalischen Start ins Zürich Open Air – bei dem sich aber erneut zeigte, dass hier weder Festivalstimmung aufkommen kann, noch die Leute ihre Bands wirklich unterstützen. Oder ein Start am Mittwoch war einfach zu früh.
Text: Michael Bohli
Bilder: Anna Wirz