13. Oktober 2017
Moods – Zürich
Bands: Yasmine Hamdan
Es sollte nicht verwundern, dass an diesem Freitagabend der Saal im Moods bis zur Türe packend gefüllt war. Wir leben in Zeiten, in denen sich Kulturen und Länder immer mehr vermengen, zu neuen Schöpfungen und Perspektiven. Während wir im Kino eine israelische Schauspielerin anhimmeln, die eine Amazone in einer amerikanischen Produktion spielt, ist es nur logisch, vor Yasmine Hamdan in die Knie zu gehen. Die Sängerin aus dem Libanon beweist in ihrer Musik nämlich, dass West und Ost perfekt zusammenpassen.
Geschmackvoll beleuchtet mit einzelnen Glühbirnen und projizierten Mustern im Hintergrund führte die schöne und starke Frau ihre drei Musiker (Cedric Le Roux – Gitarre, Minh Pham – Synthie, Loïc Maurin – Schlagzeug) durch ein Set, dass alle verzauberte und mitriss. Um ihr aktuelles Album „Al Jamilat“ aufgebaut, versank man nach wenigen Takten in einer Welt, in der leise Klagegesänge zu elektronisch pochenden Stücken wurden oder sich in lauten Gitarrenwänden auflösten. Yasmine Hamdan vollführt mit ihrer Band live das Kunststück, ihre kleinen Schhöpfungen zu neuem Leben zu führen, Aussagen in Ausbrüchen zerfliessen zu lassen.
Sie zelebrierte in glitzerndem Oberteil, mit verführerischen Blicken zwischen ihrem wallenden Haar und extrovertierten Tanzbewegungen ihre Ausnahmestellung im arabischen Pop. Denn innert kurzer Zeit hat sie mit – auch an diesem Abend wuchtigen – Liedern wie „Assi“ oder „Ya Nass“ den Trip Hop und Electropop in arabischer Musik einverleibt und mit Akzenten der Sahelzone oder des Bouzouki garniert. Begleitet wurden die Klänge von extrem emotionalem Gesang, der Spieltrieb und Ausführung zugleich ist. Denn ob hier nun Dramaqueens oder politische Entscheidungen die Hauptrolle spielen, Hamdan lebte diese Schicksale.
Das Sprach- und Kreativtalent Yasmine Hamdan spielte somit nicht nur mit ihrer Band und liess Stücke härter, männlicher oder lauter werden, sondern auch mit dem Publikum und liess uns träumen und schwitzen. Zwischen langen Tanzmomenten und Kaskaden purer Schönheit gab es den Song vom Film „Only Lovers Left Alive“ und mehrsprachige Ansagen. Und als der Auftritt in Zürich dann mit der herzlichen Betrachtung und Liebeserklärung an Beirut endete, war endgültig klar: All diese vermischten Welten unterscheiden sich im Herzen gar nicht. Frau Hamdan spricht mit ihrer Musik aus, was allen schon lange bewusst sein sollte, und das auf schönste Weise.
Text: Michael Bohli