Schüür – Luzern
Donnerstag, 14. April 2022
Text: Michael Bohli
Gehört es nicht ein wenig dazu, das Publikum an einer Plattentaufe zu überraschen? Ein ungeahntes Element in die Show einzubinden? Dass gegen Ende des Auftrittes plötzlich Trompetenspieler Felix zu Visions In Clouds stiess, sorgte für die lautesten Eruptionen Seitens Publikum. Aber es passte auch perfekt, wie sich seine Klänge in die Synthie-Flächen und unter den Schlagzeugrhythmus einschmiegten. Alle waren restlos glücklich.
Zufriedene Gesichter und lautes Lachen waren in der Schüür bereits ab Anfang des Abends zu vernehmen. Wenn Simon Schurtenberger und Pascal Zeder (der an diesem Donnerstagabend übrigens Geburtstag feierte) zu einem Konzert einladen, dann folgen Freund:innen und Szenenleute gerne. Musiker:innen, kulturell engagierte Personen und Familienmitglieder, alle vermischten sich zu einem feierfreudigen Publikum, das während der Show oft etwas zu laut war, aber jeden Moment mit viel Begeisterung goutierte.
Ein schallendes Geburtstagsständchen, wilde Tanzbewegungen am Bühnenrand und die ungebremste Freude an Songs wie «Runaway» oder «Thieves». Der Synthie Pop konnte mitreissen und wurde von Visions In Clouds wuchtig inszeniert, die Bässe dröhnen, die Perkussion war auf den Punkt gebracht. Schade bloss, gingen Gesang und Gitarrenspiel vielfach in der Mischung unter. Da fehlten mir stellenweise die Details der Songs, das Album «Are You Still Watching?» wurde trotzdem gebürtig den Leuten vorgestellt.
Ganz ohne Ausflüge in die Bandvergangenheit kamen Visions In Clouds nicht aus und liessen ihre Post-Punk-Wurzeln durchscheinen, der Klang der Gruppe hat sich aber eindeutig den wavigen Disco-Hits verschrieben. Das ist gut so und klingt toll, der lange Osterwochenende wurde in Luzern schmissig eingeläutet.
Etwas kryptischer durfte sich Terpene als Support zeigen. Der Künstler, der sich nach chemischen Verbindungen bei Pflanzen benannt hat, bastelte an seinem Tisch voller Gerätschaften elektronische Momente. Kabel, Stecker, modulare Synthesizer: Die Bässe dröhnten wie das Warnsignal bei «The Lighthouse», die Takte wurden zerschnitten wie bei Plastikman. Experimentell und sehr oft die Idee wechselnd, war es ein Bastler-Set, in dem es viele Sounds zu entdecken gab.