10. April 2018
Dynamo Werk 21 – Zürich
Bands: Ttng / A River Crossing
Die Konzerte der Band Ttng umgibt immer eine sehr spezielle Atmosphäre – denn hier geht es weniger um das Gefälle zwischen auftretenden Künstlern und deren Fans, sondern mehr um den Genuss eines Abends. Zwischen spontanen Dialogen, Klamaukeinlagen und immer wieder zu stimmenden Instrumenten gab es nämlich hochkonzentriert dargebotene Lieder und einen wahren Schwall an Klang, immer mit dem Gefühl, hier im Proberaum der Gruppe aus Oxford zu stehen. Selten vermag es ein Trio, einem so schnell zu verstehen zu geben, dass wir hier alle Freunde sind und kein Schichtenunterschied existiert.
Aber wieso auch? Denn was Henry Tremain, Tim Collis und Chris Collis am Dienstag im Werk 21 in Zürich anstellten, ist zwar atemberaubend und immer von höchster Qualität, aber keinesfalls ein Grund, sich über andere zu stellen. Denn die technische Mischung aus Emo, Indie und Math-Rock lebte nicht nur von abgegrasten Griffbrettern, sondern auch direkt dargestellten Gefühlen und alltäglichen Problemen (gemäss der Marke The Hirsch Effekt, aber zugeschnitten auf den Kindergeburtstag). Ttng gelingt seit 14 Jahren das Kunststück, Kopfmusik und Herzgeflüster zusammenzubringen, was sie nicht nur am letztjährigen Bergmal Festival zu einem Highlight machte, sondern auch hier im Dynamo wieder zu wahren Helden werden liess. Schön auch, dass sie den Besuchern nicht nur aktuelle Songs, sondern auch Stücke von früher darboten – „Animals“ lässt grüssen.
Allgemein war die Vergangenheit ein steter Begleiter dieses Konzertes, wurde doch mit den Zuschauern darüber philosophiert, welche Schlussakkorde besser zu den Songs passten, ob der ehemalige Bandname This Town Needs Guns doch keine gute Idee war oder ob Chris Baker (Tour-Bassist) besser hätte mitgenommen werden sollen. Fragen über Fragen, welche Ttng mit ihren fesselnden Liedern zwischen Gitarrenkaskaden, extremem Schlagzeugspiel und feinfühligen Melodienverästelungen locker und humorvoll beantworteten. Und wusstet ihr, dass Zürich die besten Hunde aufweist? Das stellte zumindest Frontmann Tremain keck fest. Kurz bevor er sich mit seinen Kollegen wieder in die nächste asymmetrische Komplexität stürzte – und alle Anwesenden gleich strahlend mit ihnen.
Etwas geordneter und simpler ging es bei A River Crossing zu und her. Die Post-Rock-Gruppe aus Luzern legte keine waghalsigen Techniken vor, sondern nutzte bekannte Klangmittel, um eine wunderbare und emotionale Stimmung aufzubauen. Mit lauten Gitarren, einem treibenden Bass und tollem Gesang wusste die Band, wie man bekannte und frische Elemente dieses Genres geschickt kombiniert. Nicht selten erinnerten sie dabei an Acts wie Immanu El oder Demians, nur um am Ende doch wieder eigenständig den Kellerraum zum Beben zu bringen. Mit ihrem ersten Album „Sediment“ im Gepäck sorgten sie so für einige Überraschungen und haben mich von der ersten Sekunde an mitgerissen. Wer hätte gedacht, dass man an diesem Abend in Zürich noch neue Entdeckungen machen und Freundschaften schliessen kann? Wohl wir alle, oder?
Text: Michael Bohli