Hallenstadion – Zürich
Sonntag, 15. Mai 2022
Text: Michael Bohli / Bilder: Manuela Haltiner
Das Club-Format des Hallenstadions passte eindeutig besser zu den Songs als die grosse Halle mit viel Weite. Denn obwohl das legendäre Duo Pet Shop Boys Millionen von Menschen mit ihrer Musik bewegen, ist es nach über 40 Jahren im Geschäft immer noch das Beste, nahe beieinander die Textzeilen und Melodien zu feiern. Auf den hinteren Rängen war dies am Sonntagabend zwar nur schwierig möglich, die Begeisterung war aber überall zu spüren.
Ohne neues Album, dafür mit einer «Greatest Hits»-Setlist, die fast alle Wünsche erfüllte präsentierten sich die Herren Neil Tennant und Chris Lowe in Zürich. Fast glaubte man zu Beginn des Konzertes, die Mannen seien tatsächlich alt geworden. Statisch und auf kleiner Fläche begann die Show, der Screen lieferte abstrakte Zeichnungen, das Licht war weiss. Aber der Bombast kam mit «Rent» ins Spiel, nach und nach erhob sich der Screen, die Band wurde sichtbar, die Licht- und Videoshow übertraf sich mit jedem Stück.
Kitsch und Genialität in enger Umarmung, die Welt der Pet Shop Boys lebt von diesen Spannungen und der ungenierten Ausdrucksweise. Familien, Freund:innen und Liebhaber:innen tanzten, sangen und freuten sich. Wenige blieben auf den Stühlen sitzen (wie auch, wenn der Bass so lockt, die Melodien zwinkern) und spätestens mit dem Doppelpack «Domino Dancing / Monkey Business» war klar: Alt sind die Lieder, verstaubt ist nichts.
Ob der U2-Welthit «Where the Streets Have No Name» mit Synthesizer übergossen oder das genial betitelte «You Only Tell Me You Love Me When You’re Drunk» akustisch dargeboten wurde, der Auftritt dieses legendären Duos blieb unwiderstehlich. «It’s a Sin» entfaltete sich im gegebenen Rahmen mit tiefen und wahren Inhalten, «New York City Boy» liess das Publikum laut werden. Und natürlich «Go West», das Village People-Cover, das eigentlich schon lange zum Haustiergeschäft gehört.
Viel zu früh drückte der Bass-Synthie die Minuten von «West End Girls» durch die Halle, noch gerne wäre man weiter im Kosmos von Pet Shop Boys verweilt. Die Dualität ihrer Musik überzeugte: Mitsingslogans zu ernsten Themen, emotionale Nostalgie im technischen Jetzt, «Dreamland» als visuelle Überbordung. Das war nicht nachhaltig, aber erfrischend herzöffnend.
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
1. Suburbia
2. Can You Forgive Her?
3. Opportunities (Let’s Make Lots of Money)
4. Where the Streets Have No Name (U2 Cover)
5. Rent
6. I Don’t Know What You Want but I Can’t Give It Any More
7. So Hard
8. Left to My Own Devices
9. Single-Bilingual / Se a vida é (That’s the Way Life Is)
10. Domino Dancing
11. Monkey Business
12. New York City Boy
13. You Only Tell Me You Love Me When You’re Drunk
14. Jealousy
15. Love Comes Quickly
16. Losing My Mind (Stephen Sondheim Cover)
17. You Were Always on My Mind (Gwen McCrae Cover)
18. Dreamland
19. Heart
20. It’s Alright (Sterling Void Cover)
21. Vocal
22. What Have I Done to Deserve This?
23. Go West (Village People Cover)
24. It’s a Sin
Zugabe
25. West End Girls
26. Being Boring