13. Januar 2017
KiFF – Aarau
Bands: One Sentence. Supervisor / Visions In Clouds
Manchmal stelle ich mir die Frage, woher eigentlich diese grossartige Musik kommt, die man tagtäglich hört. Und im Kopf formt sich dann meist ein Bild eines älteren Menschen, der mit viel Erfahrung seine Lieder zusammenzimmert. Ja, das ist weder fair noch realistisch – trotzdem war ich wieder einmal sehr positiv überrascht, als am Freitagabend vier junge Herren die Bühne des Foyer im KiFF betraten. One Sentence. Supervisor, eine extrem kreative Band aus Baden (AG), präsentierte ihr neustes Werk „Temporär Musik 1-13“ hinter Nebel und unter einem Sonnenschirm.
Mit ihrem zweiten Album hat sich die Gruppe im letzten Jahr nicht nur bei mir in die Bestenliste gespielt, die Platte wurde ein voller Erfolg. Somit war ich sehr gespannt, grossartige Lieder wie „Yélena“ oder „Hedera Helix“ endlich live zu hören. Mit wenig Beleuchtung, kleiner Distanz zum Publikum und einer Klangwand aus vielen Effekten und Gitarren wurde das Konzert von Beginn an zur Superlative. Psychedelic Pop trifft auf die hypnotischen Wiederholungen des Krautrock – Indie-Hosen treffen auf sitzende Bassisten. One Sentence. Supervisor mischen in ihrer Musik so viele Einflüsse miteinander, dass man beim Hören fast nicht nachkommt.
Doch das muss man auch nicht, denn besonders live eignet sich das Ganze perfekt zum Eintauchen, Tanzen und Träumen. Die Band genoss es, ihre Lieder laut und lange zu zelebrieren, doch der Auftritt war viel zu schnell wieder vorbei. Die kalte Winterwahrheit musste akzeptiert werden, aber im Herzen glühte die Wärme des Konzertes noch lange weiter. Auch die der begleitenden Band, obwohl ihre Musik eher im unterkühlten und lakonischen Bereich des New Wave zu Hause ist. Visions in Clouds aus Luzern traten die Nachfolge von Joy Division an und liessen viele Leute begeistert die Augen aufreissen.
Zwar gab es von den Musikern auf der Bühne nicht viel zu sehen, doch die oft blaue und zurückhaltende Beleuchtung passte perfekt. Die Band präsentierte ihr Debütalbum „Masquerade“ und zeigte, das Post-Punk und depressive Gitarrenwände noch lange nicht veraltet sind. Mit massenhaft Effektgeräten, dem polyphonen Synthie und treibenden Bassmelodien schraubte sich ein Song nach dem anderen durch die Decke des KiFFs, hinaus in die Schneewehen. Es war eine Wohltat zu sehen, dass in der Schweiz erneut eine frische Generation an talentierten Musikern heranwächst.
Text: Michael Bohli
Bilder: Anna Wirz