27. August 2018
Theater Spektakel – Zürich
Band: Noga Erez
Immer wieder schnellen die Finger in die Höhe, wird das Haar wild zerzaust und der Blick sucht den intensiven und direkten Kontakt mit dem Publikum – Noga Erez ist auf der Bühne nicht nur eine Sängerin, sondern eine menschgewordene Aussage. Bei ihr Vermischen sich nebst den Stilrichtungen auch Elemente des Protestes, der Tanz- und der Performancekunst zu einem Wirbelwind. Schnell ergibt es Sinn, dass die israelische Künstlerin den Abschluss ihrer aktuellen Europatour am Theater Spektakel in Zürich feiert, ist dies doch mehr als nur ein Abend voller Musik.
Aber Noga Erez machte ihre Absichten bereits damals vor der Veröffentlichung ihres Debütalbums „Off The Radar“ mehr als klar – nicht nur die Musik soll verbreitet werden. Mit ihren direkten Texten, den plakativen Videos und einer offensiven Art führte sie die Dance-Pop-Szene aus Israel direkt auf unsere Bildschirme und in unsere festgefahrenen Denkmuster. Zugegeben, die Show in Zürich funktionierte an diesem Montagabend natürlich vor allem dank den dröhnenden Bässen, der fesselnden Perkussion und perfekt programmierten Melodien und Effekten – aber wer genau hinhörte, der fand den Mehrwert.
Songs wie „Toy“, „Off The Radar” oder natürlich den grossen, am Theater Spektakel als Zugabe gespielten Hit „Dance While You Shoot“, zeigten die lustvolle und energische Auflehnung gegen das System, gegen die Geldgier auf Kosten von Menschenleben und gegen unterdrückende Mächte. Perfekt also, verband Noga Erez ihre eigenen Tracks mit dem Cover von Kendrick Lamars „Black Friday“. In schnellen Wortsalven wurden Schusswaffen zerstückelt, Erez sprang wild zwischen den Instrumenten und ihren Silben umher, Momente zum Aufatmen blieben aus. Befeuert durch grossen Jubel führte die Sängerin ihre Begleiter und das Publikum somit von einem tosenden Punkt zum nächsten.
Dank zwei neuen Songs bot das Konzert gegenüber ihrem damals schon sehr tollen Auftritt im Papiersaal sogar Überraschungen (nebst der neuen, blonden Frisur), besonders „Cash Out“ forderte mit seiner Antihaltung alles von den Tanzbeinen. Zwischen Trap, Future-Techno und Hip-Hop landend, wurden Rhythmen und Gesang zu einem Urknall. Perfekt gab es mit „Sunshine“ und Konsorten immer wieder kurze Verschnaufpausen, der Schweiss lief nämlich nach wenigen Minuten allen Anwesenden im Saal zu Hauf über die Gesichter.
Glücklich und geläutert zeigten sich am Ende dieses Auftrittes aber nicht nur die Besucher, sondern auch die zwei Musiker und Noga Erez selbst. Die moderne und angriffslustige Mischung aus Electro-Pop und weiblich kräftigem Rap ging hervorragend auf und riss Mauern ein. Wenn euch ihn Zukunft also jemand „Smart, sharp, witty / But oh so weary /Skinny, skinny, skinny, skinny /Skinny cat in a dog’s land“ ins Gesicht wirft, dann wisst ihr was zu tun ist!
Text: Michael Bohli