Papiersaal – Zürich
Montag, 11. April 2022
Text: Michael Bohli / Bilder: Christian Wölbitsch
Der Kreis hat sich geschlossen, auch wenn dieser Umstand zugleich mein fortschreitendes Alter ins Bewusstsein ruft. Wahrlich, bereits sieben Jahre ist es her, seit ich lùisa zum ersten Mal im Papiersaal Zürich erleben durfte. Damals als Solo-Support für Oh Land, jetzt als Künstlerin mit Band und erste Hälfte eines Doppelkonzertes. Einiges hat sich in der Zeit verändert, gleichgeblieben ist, dass die Musikerin aus Hamburg mit ihrem Indie-Pop mühelos mitreissen und bestärken kann.
Für lùisa und ihre beiden Begleitern an Bass und Schlagzeug war es ein Leichtes, das anwesende Publikum zu Jubel, Bewegung und Gesang anzuspornen. Sicherlich, gewisse Personen verbrachten das Konzert lieber in stetem Gespräch, die meisten allerdings waren von den dargebotenen Songs begeistert. Kein Wunder, das Trio auf der Bühne zeigte sich spielfreudig und voller Energie. Die Stücke vom neuen Album «New Woman» fanden grossen Anklang, wurden angenehm direkt und roh gespielt und dazwischen einzelne Lieder vom Werk «Never Own» eingestreut.
Besonders «Vision» hat es mir an diesem Montagabend angetan, die Backingtracks brachten das damalige Gefühl der alleinigen Musikerin an den Loopgeräten zurück. 2022 ist lùisa ein verstärktes Erlebnis, «Burn Out» wurde zu meinem neuen Lieblingsstück und die Einleitungen der Hamburgerin zwischen den Songs boten interessantem Kontext. Dazu das stete Lachen, die Freude an der Darbietung und das mitreissende, selbstermächtigende Songwriting. Nochmals will ich nicht sieben Jahre warten.
In weiter entfernte und sonnige Gefilde entführte danach Jack Botts mit seinem Begleitmusiker. Zwei Gitarren, viele kleine Einblicke in das sorgenbefreite Leben der Träume und Sehnsüchte. Der australische Singer-Songwriter stellte mit seinen Liedern die kleinen Dinge des Lebens in Zentrum. Die Liebe immer als wichtige Leitplanke, dazu Schnappschüsse – nicht nur über das Surfen.
Der Musiker bezirzte mit seinem charmanten Auftreten und seiner lockeren Art, die redefreudigen Pausen zwischen den Liedern brachten das Publikum in die richtige Stimmung. Dann wieder ein «Polaroid»-Bild, akustische und elektrische Gitarre mit Trommeln ab Band als Gerüst, die Anekdoten über das Leben im Van, Jack Botts Kaffeesucht und den in Kanada verbachten Lockdown machten den Künstler nahbar.
Nicht wenige gingen nach diesem Doppelkonzert mit gutem Gefühl nach Hause, mit lachendem Herzen und gewärmter Seele. Der Sommer kann kommen, wir sind bereit.