Kurt Vile + support: Camille Camille
Volkshaus – Zürich
Mittwoch, 5. Juli 2023
Text: Torsten Sarfert
Während sich der Grossteil des Publikums noch vor dem Volkshaus in Stimmung brachte, stand – bzw. sass – drinnen die belgische Bardin Camille Camille mit ihrer Akustikgitarre vor der gleichen Aufgabe. Den meist etwas undankbaren Support-Slot füllte sie mit leiser und süsser Singer/Songwriter Kunst. Ebenso süss, aber etwas lauter wurde dann der kurze Umbau mit Tom Petty’s „Trip To Pirate’s Cove“ vom Band überbrückt.
Alles in allem eine hervorragende Einstimmung, wie sich zum Auftritt von Kurt Vile & The Violators zeigen sollte. Vom ersten Ton an war das Publikum bei der Sache. Szenenapplaus für jede Ankündigung des folgenden Songs, Szenenapplaus für jedes Solo. Das neue Album „Watch My Moves“ wurde sehr zur Freude der Zuhörenden im bestens gefüllten Volkshaus fast zur Hälfte gespielt, zusammen mit weiteren, sorgfältig selektierten Songs aus dem Backkatalog.
So ganz in Worte fassen lassen sich die Auftritte von Kurt Vile & The Violators nicht, denn es passiert eigentlich nicht sonderlich viel aufregendes und klassische Ohrwürmer sind die endentspannten Songs auch nicht gerade. Vielmehr kleine Trips mit psychedelischen Gitarrensounds und introspektiven Texten, die gerne auch mal um die acht Minuten dauern. Aber genau dies scheint das Erfolgsrezept des Lo-Fi Rockers aus Pennsylvania zu sein. Er schafft es mit seinen Violators, eine wunderbar unaufgeregte Atmosphäre zu erzeugen, die sich ebenso unaufgeregt auf einen selbst überträgt. Vielleicht deswegen habe ich habe schon lange nicht mehr ein so entspanntes und rücksichtsvolles Publikum erlebt. Es wurde so gut wie gar nicht gefilmt oder geknipst und als Kurt zur grandiosen akustischen Coverversion von John Prine’s „How Lucky“ ansetzte, hörte man aus dem Publikum vereinzelt Zischlaute, bis der komplette Saal andächtig lauschte.
Überhaupt, wer John Prine oder (als letzte Zugabe) die Silver Jews covert, ist ja eigentlich auch gewissermassen musikalisch sakrosankt. Umso schöner zu sehen (und zu hören), dass es diese Musik jenseits aller Trends vermag, erstaunlich viele begeisterte Menschen aller Altersklassen und Couleur zusammenzubringen. Dass diese dann auch noch dem (sogar vollkommen allürenfreien) Star auf der Bühne mehr Aufmerksamkeit angedeihen lassen, als dem „Star“ auf dem hunderttausendsten Selfie rundet das Konzerterlebnis vollends ab.
Und anstelle sinnloser digitaler Souvenirs nimmt man sich lieber ein lustiges und quietschbuntes Tour T-Shirt mit nach Hause. Bei näherer Betrachtung nämlich löst dies ähnliche Gefühle aus, wie das bereits vergangene Konzert. Und es leuchtet auch im Dunkeln. Irgendwie psychedelisch halt.
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
- Palace Of OKV In Reverse
- Loading Zones
- Bassackwards
- Hey Like A Child
- Check Baby
- How Lucky
- Flyin (Like A Fast Train)
- Say The Word
- Mount Airy Hill (Way Gone)
- Wakin‘ On A Pretty Day
- Pretty Pimpin‘
- Hunchback
Zugaben
- Like Exploding Stones
- Cool Water
- Punks In The Beerlight