9. Oktober 2020
Schüür – Luzern
Bands: King Pepe & The Queens / KUBA
Es ist eine veränderte Welt, in der wir uns befinden – das spürt man an sich selbst, wenn der Weg ins musikalische Nachtleben wieder frisch begangen wird. Gut also, boten die beiden Acts am Freitagabend in der Schüür eine perspektivische Hilfe, von aussen und innen. Schade nur, wagten sich wenige Menschen nach Luzern, um die doppelte Ladung Mundart-Können aus den Ortschaften Bern und Olten zu bewundern. Karma und Crèmeschnitten gab es von King Pepe & The Queens und KUBA, vorzüglich aufbereitet und mit schelmischem Grinsen.
Die elektronischen Alternative-Songs von „Karma OK“ sind nicht mehr ganz neu, ihre Aktualität haben sie trotzdem nicht verloren. King Pepe und seine fulminant aufspielende Band The Queens bewiesen dies mit Liedern wie „Standortbestimmung“ und „Mönsch Si Isch Passé“, dem scharfsinnigen Blick auf unsere Gesellschaft. Obwohl man in den letzten Monaten eher dachte: „Morn Fallt Us“, kann man dem Dasein nicht entfliehen. Wieso auch? Denn in all den absurden Situationen und schwierigen Fragen verbirgt sich weiterhin ein positives Gewicht.
Freudig darum King Pepe auf der Bühne, mit Mikrofon, Gitarre, Telefon und glitzernder Jacke – eine schillernde Gestalt der Mundartszene, frech und pointiert. Und niemals zu stark im Vordergrund, boten The Queens mit ihrer perkussiven Wucht, den zwirbelnden Synthie-Melodien und dem tanzenden Bass die richtige Mischung aus elektronischem Pop und jazzigem Indie. Ob mit oder ohne „Lambrusco“, das Innenleben wurde neu geordnet und die eigene Position wieder am Boden verankert.
Möglich war dies, da sich KUBA zuvor um die grösseren Blickwinkel und Bilder gekümmert hatten. Das Duo hinter den Gerätschaften sorgte humoristisch für Eindrücke, die man so zuvor wohl selten an einem Konzert erleben durfte. Ja, das „Lädersofa“ vom Debütalbum „Crèmeschnitte“ war dabei, sonst aber ging es vor allem darum, aktuellere Kompositionen auf die Besucher*innen loszulassen. Vocoder und Keyboard, Grundlagen für Zitate und böse ballernde Tracks.
War der Auftritt zu Beginn ein Fest für die Technobeine, wandelte sich der Auftritt dank „TBM“ zum Zitatereigen. Die Tonnelbohrmaschine huldigte Kraftwerk, der Abschluss des Gigs versank während des Ententanzes im Fruchtsalat. Letzte Zuckungen im Modern-Talking-Gewand, dieser Club-Pop hatte seine Hemmungen beim Einchecken liegengelassen. Erfrischend anders war dies auf jeden Fall, wenn auch etwas zu verfranzt. KUBA zu lieben fiel trotzdem nicht schwer, weil sie die menschlichen Sonderheiten nicht nur im Europapark gnadenlos offenlegten.
Text: Michael Bohli