5. April 2018
Fri-Son – Fribourg
Bands: Joan As Police Woman / Evelinn Trouble
Am Ende war es die Präzision, welche das entscheidende und bestimmende Element dieses Abends wurde. Denn egal mit welchen Erwartungen man als Besucher in das Fri-Son trat, Joan Wasser betörte alle Anwesenden mit ihren wunderbar ausgearbeiteten und perfekt dargebotenen Songs. Es war ja schon ein toller Moment, mit „Damned Devotion“ endlich neues Material von Joan As Police Woman in den Ohren spüren zu dürfen, diese Lieder allerdings nun live in Fribourg erleben zu können, das war noch eine Stufe näher an der Erlösung. Umso erstaunlicher, stand man in ziemlich lockeren Reihen vor der Bühne.
Aber Platz für die Bewegung und der Atem war nicht verkehrt, zeigten sich doch Joan As Police Woman von der ersten Sekunde mit „Wonderful“ bis zur letzte Tonfolge von den Keyboards als intensive Musikerfahrung. Nie ganz offensichtlich vom Rock losgelöst aber doch eher im Jazz oder alternativen Pop zu finden, wurde das Gespielte zu fesselnden Begegnungen. Schwermut und Melancholie lösten sich mit der Katharsis des laut gespielten Gitarrenakkords ab, Joan verwandelte sich von der überlegten Geschichtenerzählerin zur wilden Frontfrau. Tasten oder Saiten, Anekdote oder neuste Komposition.
Schön auch, dass die Beleuchtung mit vielen dunklen Schatten und akzentuiertem warmen Licht die Musik von Joan As Police Woman noch zu unterstreichen schien. Entspannt liess man sich von der Darbietung einvernehmen und bewegte sich bei „I Don’t Mind“ oder „Tell Me“ wie ein Baum im Wind. Schlagzeuger Parker Kindred war mit seiner spielerischen Perfektion die Wurzel der restlichen Band und bereitete alles für die Melodien vor, damit wir mehr als gerne das komplette Album in der lebendigen Form geniessen konnten. Frau Wasser, sie erstaunen mich immer wieder.
Doch auch Evelinn Trouble aus Zürich zeigte als für den Einstieg zuständige Musikerin, dass in der Ruhe die wahren Emotionen stecken. Alleine mit ihrer Gitarre stand sie zuerst etwas aufgeregt und dann komplett in der Musik versunken auf der Bühne. Mit neuen (bald erscheinenden) Liedern, einem Instrument, das in der Hälfte des Auftrittes keinen Ton mehr von sich geben wollte und der entwaffnenden Ausstrahlung bewies die Musikerin, dass man seine Punk-Vergangenheit komplett mit einer Singer-Songwriter-Gegenwart austauschen und immer noch roh, direkt und treffend auftreten kann. Da war die Hingabe für einmal doch nicht so verdammend.
Text: Michael Bohli