17. Februar 2018
Oxil – Zofingen
Bands: Gonzo / Bell Baronets
Zusammenarbeit, Gegensätze und verschiedene Bereiche des Spektrums – der Verein Kultur Anlass übernahm für einen Abend das Kulturlokal Oxil in Zofingen und führte mehrere Generationen von lokalen Musikschaffenden zusammen. Das führte nicht nur zu einem Abend voller toller Livemusik, sondern auch der herrlichen Gewissheit, dass die regionale Kultur trotz allen Stolpersteinen auch heute noch kein bisschen leiser geworden ist. Und es ist immer toll, die bereits 1989 gegründete Formation Gonzo auf der Bühne erleben zu dürfen.
Das Quartett macht sich nämlich gerne rar und versteckt sich lieber im Proberaum und hinter neuen Songideen, als die Welt mit ihrer Anwesenheit zu beglücken. 2004 erschien ihr bisher einziges Album „Zeal“, doch auch an diesem Samstag spürte man schnell: Die Lust und Freude am Rock ist ihnen noch lange nicht abhanden gekommen. Gonzo spielten von der ersten bis zur letzten Minute voller Intensität und Gefühl, mit ihren langen Stücken, die zwischen elegischen Teilen und wuchtigen Stürmen wechselten. Ob fast bei Heavy Metal angelangt, mit verzerrtem Gesang und krachenden Riffs oder dann wieder mit Synthie und Bassflächen an Pink Floyd (ohne die Waters-Schizophrenie) vorbeirauschend – dies war die eigentlich wahre Form von Emotional Rock.
Ihre Lieder steigerten sich über viele Minuten zu mitreissenden Abenteuern, ob das eröffnende „Not As Big As It Seems“ oder das spät dargebotene „Roads“, dieses Konzert liess niemanden kalt. So blieb den Freunden und Fans zwar „Destiny“ verwehrt, aber mit einem wirklich gelungenen Cover von „Wish You Where Here“ wurde man doch versöhnlich verabschiedet. Schade nur, hatten viele Besucher das Gefühl, als Bekannte der Band das Konzert auch laut schwatzend bei der Bar begleiten zu dürfen. Für das nächste Mal ist von dieser Seite mehr Feingefühl gefragt, denn Gonzo haben unsere volle Aufmerksamkeit zu jeder Sekunde verdient.
Direkter und wilder gingen danach Bell Baronets zugange und holten sich die Besucher mit starkem Riffing und präzisen Schlägen ab. Obwohl die Gruppe erst seit 2011 existiert und letztes Jahr endlich das Debüt „The Strong One“ erscheinen durfte, sind die drei Mannen keine selten gesehenen Gesichter auf den Bühnen der Schweiz und haben sich mit weit über 100 Konzerten schon lange als fesselnder und mitreissender Liveact etabliert. Dies durfte man auch im Oxil erneut erleben, Stücke wie „Blame It On Me“ oder „Gone For Good“ mischten kecken Fuzz-Rock mit Indie und Blues und klangen, als hätte man hier alte Hasen vor sich stehen.
Mit einem neuen Stück, einer fast akustischen Einlage vor der Bühne und wilden Gitarrensolos boten Bell Baronets für alle etwas und liessen mich erneut erstaunt zurück, wie solch junge Menschen eine so wahnsinnig gute Band sein können. Das liegt wohl am Quellwasser in Zofingen, denn wie man in diesen Stunden bemerken konnte, fügen sich seit Jahrzehnten Menschen, Instrumente und Ideen im Aargauer Städtchen zu fantastischen Resultaten zusammen – und dies wird hoffentlich noch lange so bleiben.
Text: Michael Bohli