Oxil – Zofingen
Samstag, 23. November 2021
Text: Michael Bohli
Die Zeit ist dehnbar, das bewahrheitete sich am Samstagabend im Oxil in Zofingen. Nicht nur wurden die letzten beiden stillen Jahre mit einem Konzert auf gewisse Weise zu Ende geführt, einzelne Lieder wuchsen in die Ewigkeit an und komprimierten Empfindungen. Das kleine Heimspiel für Egopusher sorgte für Erleichterung, ausgelassene Tanzbewegungen und Schattenspiele. Eine Clubnacht als Darbietung, eine klangliche Transportation.
Das Duo bestehend aus Schlagzeuger Alessandro Giannelli und Violinist Tobias Preisig hat sich seit einigen Jahren einen Namen in der hiesigen Musikszene gemacht, indem sie auf mitreissende Weise elektronische und klassische Musik verbinden. Mit dem neusten Album «Beyond», welches ein Jahr nach dem Erscheinen endlich getauft werden konnte, haben Egopusher ihr Wirken noch weiter perfektioniert. Das erkannte man beim Auftritt nicht nur anhand der ausgebauten Synthesizer-Elemente, welche gewisse Geigenspuren übernahmen, sondern an der Präzision.
Takte, Bässe und Melodien wurden geschichtet, aufeinander abgestimmt und mit Druck ausgeführt. Das Duo kann sich zwar vorwerfen lassen, dass viele Songs auf ähnliche Weise aufgebaut sind, live spielte dies aber keine Rolle. Die Besucher*innen schlossen nicht nur wegen der Lichtshow ihre Augen, die immer wieder helle Akzente im düster gehaltenen Bühnenbild setzte, sondern wegen der träumerischen Wirkung der Stücke.
Sog, Tor zur neuen Dimension und am Ende gar eine bewusstseinserweiternde Wirkung ohne Substanzen – Egopusher liefen zu Hochform auf und liessen sich im Oxil am Ende zu Recht feiern. Bei der Zugabe bewegten sich die zwei Musiker selbst wie Instruktoren und liessen die Grenze zwischen Bühne und Saal verschwinden. Als Kumulation der elektronischen Sounds, die von Simon Spiess unter dem Pseudonym Late Bloøm begonnen wurde.
Langsame Drones, verzerrte Tonfolgen aus dem Saxofon, wabernde Nebelschwaden im sanften Licht – mit einer zurückhaltenden Performance begann die Nacht, Ambient und Klangtexturen als erste Handreichung. Late Bloøm versteht es vorzüglich, mit Flächen und Schichten zu spielen und bediente ohne Mühe seine analogen und digitalen Gerätschaften. Der lineare Zeitverlauf wurde gekrümmt, man fühlte sich durch teilweise vorbeihuschende Personen und aufblitzenden Lichter wie in fremde Umgebungen transportiert.
Als Andenken an die Nacht gab es nicht nur Erinnerungen und Eindrücke, sondern die Möglichkeit, die EP «Battle & Brace» zu erstehen. Jede Platte ein Unikat, alle eine weitere Verknüpfung von Preisig und Giannelli mit Zofingen.