12. März 2017
Volkshaus – Zürich
Bands: Bonobo / Daktyl
Es sind die Verbindungen, die es ausmachen, die einzelne Momente über sich hinauswachsen lassen. Und Musiker Simon Green führte diese Vermengung von Technik und Natur auf seinem neusten Werk „Migration“ zur Perfektion im Bereich des Indie-Electronica. Natürlich muss dies auch live präsentiert werden, so kam man am Sonntagabend endlich wieder in den Genuss eines Konzertes von Bonobo mit Band – dieses Mal im Volkshaus in Zürich. Und wie es nicht anders zu erwarten war, wurde der Auftritt mehr als nur eine Präsentation des klanglichen Schaffens.
Ein Konzert von Bonobo ist eine Gratwanderung zwischen sanften Popklängen, die auf den Studioalben oft in Richtung Chill Out driften, und den Explosionen der Tanzmusik. Auch 2017 wurde besonders viel Wert auf die zweite Art der Erscheinung gelegt – kein Wunder, wenn der Künstler sich von vier Musikern und einer Sängerin unterstützen lässt. Das Digitale wurde somit vom Fleisch erschaffen, nur um immer wieder Überhand zu erhalten. Egal ob auf den drei grossen Screens oder in den Melodien aus Synthies und Gitarre – die harsche Natur war nicht mehr von der klinischen Version zu trennen.
Doch genau dieser Verbund machte Lieder wie „Outlier“ oder „Kong“ so gewaltig. Man versank in grellem Licht und kräftigen Beats, schwelgte in Erinnerungen an „Black Sands“ und „The North Borders“ und vergass die Welt um sich herum. Nur schade, dass der Bass manchmal etwas übersteuerte und die filigranen Elemente wie eine Querflöte in den Hintergrund drückte. Aber trotzdem, so spannend kann man organischen Techno wohl kaum sonstwo erfahren.
Daktyl liess sich da überhaupt nicht auf Einschränkungen ein und wilderte in unzähligen Gebieten der Musik. Seine Soundcollagen, welche der junge Musiker ohne Hilfe an seinen Gerätschaften erschuf, wechselten zwischen modernem Pop, zerfetztem Dubstep und sanftem Electro-Soul. Mal eher bei Apparat, dann wieder Bon Iver grüssend, aber immer mit viel Druck. Selten harrte Daktyl lange auf einer Idee aus, dies machte das Set etwas wirr. Doch jeder durchlebt eine Phase des Sturm und Drang, und somit war es ein vielfältiger Einblick in das Schaffen eines spannenden Talentes.
Text: Michael Bohli