Björk And Sinfonietta de Lausanne + Fomies
Auditorium Stravinski – Montreux
Sonntag, 3. Juli 2022
Text: Michael Bohli
Eine gewisse Zeit dauerte es, bis mich die erhabene Schönheit des Konzertes abholte. Spätestens aber mit «Hunter» war es um mich geschehen und der nicht für möglich geglaubte Auftritt von Björk mit dem Orchester Sinfonietta de Lausanne am Montreux Jazz Festival wurde zu einem stark emotionalen Anlass. Nicht wenige Passagen rührten zu Tränen, das Publikum im Auditorium Stravinski war andächtig ruhig und konzentriert. Ein Konzert mit nur Gesang und Orchester an diesem Festival zu erleben, hatte Seltenheitswert.
Wie etwa auch, dass es keinen Gehörschutz brauchte, oder dass man während den leisen Stellen in den Liedern sogar fast den Regen aufs Dach trommeln hörte. Der Jubel war nach den Darbietungen umso grösser, Björk live erleben zu können war eine eventuell einmalige Möglichkeit – und was für eine. Die Künstlerin aus Island zeigte sich mit glänzender Maske, mit ausuferndem Kostüm und glanzvoller Gesangsleistung. Kraftvoll und emotional, die phrasierten Sätze trafen das Herz zielgenau, Stücke wie «Isobel» oder «Hyperballad» brachten fast vergessene Erinnerungen an vergangene Jahrzehnte zurück und liessen gewisse Songzeile neu und strahlend hell scheinen.
Im Zentrum des Auftrittes stand die Musik der Alben «Vulnicura» und «Homogenic», Fragen zur Liebe und dem Zusammenleben bildeten den Rahmen. Dieser wurde von der Sinfonietta de Lausanne perfekt ausgefüllt, mit einer detailreichen und präzisen Darbietung, mit wunderbar transformierten Liedern. Björk griff bis zu ihrem «Debut» zurück und brachte ihre Solokarriere in einer geschlossenen Form auf die Bühne. Sogar der Techno-Track «Pluto» funktioniert mit den Streichern, die digitalen Eventualitäten wurden zu organisch-analogen Schönheiten.
Während sich vieles von diesem Konzert nur schlecht beschreiben lässt ist klar, dass Björk bis heute nie komplett auf unserem Planeten existiert, sondern mit einer Hand immer nach anderen Sternen zu greifen scheint. Der Auftritt mit dem Orchester hat dies bewiesen.
Umso krasser danach die Stimmung im Park. Auf der Super Bock Stage spielten Fomies in der vom Regen abgekühlten Umgebung ein wuchtiges Set. Der Psychedelic Rock der Gruppe konnte dank voluminöser und guter Abmischung seine Energie vollends entfalten und die Stücke des Albums «Reversal» klängen so mitreissend, wie noch selten.
Viel Fuzz und Nebel hüllten die Band ein, das rot-violette Licht tauchte den Park in eine aufregende Atmosphäre. Kein Wunder war der Platz mehr als gut gefüllt, die Band aus Vevey gab alles und galoppierte mit Stücken wie «Sandbagged» davon.
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
1. Stonemilker
2. Aurora
3. Come to Me
4. Lionsong
5. I’ve Seen It All
6. History of Touches
7. Black Lake
8. Hunter
9. You’ve Been Flirting Again
10. Isobel
11. Bachelorette
12. Jóga
13. Quicksand
14. Hyperballad
Zugabe
15. Overture
16. Pluto