Bella Union / VÖ: 18. Februar 2022 / Dreampop
beachhousebaltimore.com
Text: Michael Bohli
Andere Bands würden eine Platte mit 18 Songs und 85 Minuten Spielzeit als karriereumspannende Zusammenstellung der grössten Hits deklarieren. Für Beach House ist ein solches Paket bloss das neuste Album, eine lange und hübsch klingende Tour durch die Eigenschaften und Qualitäten der Gruppe. Digital in vier EP-Häppchen monatlich unter die Leute gebracht, ist «Once Twice Melody» die gesamte Kollektion und funktioniert auch ohne die begleitenden Animationsfilme wunderbar.
An der Klangrezeptur haben Beach House für die neuen Stücke nicht viel geändert. Dreampop mit funkelnden Synthesizern, warme Gitarrenmelodien und der zweistimmige Gesang des Sommerabends, gemächliche Rhythmen und ein wohliges Gefühl. Dass «Once Twice Melody» trotz der Menge an Musik nicht langwierig wird, hört man gerne. Songwriting und Produktion (dieses Mal komplett in den Händen der Gruppe selbst) sind gelungen und mischen Streicher, akustische Instrumente und Beats in die Songs. Vom Folk-Schimmer des Titelsongs zum wavig-pochenden «Masquerade», viel Raum für Sehnsucht mit «Over and Over», die hallenden Sounds mit Schatten bei «Pink Funeral».
Indie und Shoegaze sind in der DNS von Beach House enthalten, immer im Zentrum das geliebte und wohlbekannte Gefühl der Träumerei. Die elektronischen Aspekte von «Once Twice Melody» sind stellenweise reduziert («Hurts To Love»), dann wieder öffnet sich die Platte und bietet eine Weite an Klang und Stimmung. Nach «7» von 2018 wird die Karriere der Gruppe ohne Fehltritte oder Abstürze fortgeführt.