Play It Again Sam / VÖ: 25. Januar 2019 / Indie, Pop
balthazarband.be
Text: Michael Bohli
Manchmal eine Pause einzulegen, das ist nicht die dümmste Idee – sei es von gewissen Konsumprodukten, Aktivitäten oder Begegnungen. Das dachten sich auch die belgischen Musiker der Indie-Gruppe Balthazar und verringerten die gemeinsamen Aktivitäten nach dem Album „Thin Walls“. Daraus resultierte nicht nur Warhaus, das grossartige Nebenprojekt von Frontmann Maarten Devoldere, sondern auch eine Bereitschaft am erweiterten Spektrum. „Fever“ ist das erneute Zusammentreffen, der erstarkte Beweise des Weiterlebens.
Gleich der Anfang des Albums legt mit „Fever“ und „Changes“ zwei Songs vor, die sich auf die Kreuzung zwischen Balthazar und den Nebeneinflüssen stellen, sich mit lasziver Gestik schmücken und viel Grooves in der Rhythmik aufweisen. Ja, die jazzigen Geschichten um Liebe und Körperkontakt sind auch hier ein Bestandteil, und weiterhin geschieht dies geschmacksvoll und sicher. Oft werden Gitarre und Keyboard zurückhaltend eingesetzt, dafür funktioniert der mehrstimmige Gesang perfekt und auch die Streicher garnieren diesen Pop mit Eleganz.
Zwar fehlt auf „Fever“ die weibliche Komponente, denn Patricia Vanneste wurde vor den Aufnahmen durch Tijs Delbeke ersetzt, aber Balthazar führen trotzdem kein testosterongesteuertes Theater auf. Die Details sind wichtig, die Zurückhaltung genauso wie die Aussage. Lieder wie „Entertainment“ sind konkret und selbstbewusst, „Roller Coaster“ befreundet die Dissonanz und Exotik. Und wenn man am Ende mit „You’re So Real“ fast im Art-Pop von Roxy Music landet, dann sieht man die golden schimmernde Zukunft dieser Band klar vor Augen.