Radicalis / VÖ: 25. Januar 2019 / Pop
annaaaron.com
Text: Michael Bohli
Da dröhnt es wie The Knife, da tänzelt es wie ein Kindergeburtstag, da schmachtet es, wie zur besten Zeit am Popkonzert: „Pallas Dreams“ bietet eine beachtliche Bandbreite an Stilmitteln und Emotionen – und wirkt trotzdem geschlossen und als gesamtheitliche Erzählung. Ja, die Rückkehr von Anna Aaron ist nicht nur gefestigt, sondern auch experimentierfreudig und ein Befreiungsschlag. Es ist eine klare Aussage, es ist eine freudige Herausforderung, es ist treibend wie auch melancholisch. Da passt es wunderbar, werden auf dem Album gedankliche Fantasiewelten mit wirklichen Erfahrungen verbunden.
Und genauso klingt „Pallas Dreams“ immer wieder. Sind die Töne des Klaviers bei „Moskito“ wirklich wie kleine Lebewesen, welche um unsere Ohren surren, so sind andere Momente wie die dunklen Wolken, welche sich über unsere Tage legen. Anna Aaron hat keine Angst vor Konflikten, welche alte Erinnerungen auslösen könnten. Denn sie tritt den Widrigkeiten mit ihrer festen und wandelbaren Stimme entgegen, lässt ihre Band zu fesselnden Turnieren aufspielen und beweist, dass auch die heimische Popmusik umhauen kann. Da darf der Folk seine Fangarme behalten, da wird ein warmes Bett zubereitet, da wird angestachelt.
„You Took One For The Team / Sometimes It Has To Be“, heisst es bei „New Things In Your Blood“, aber nicht ohne klar zu machen, dass Nichts ohne Kampf hingenommen wird. Denn Anna Aaron musste ihre verzauberte Wahrnehmung genügen oft korrigieren – es wurde Zeit, dass dies auf ihrem Album nicht mehr passiert. „Pallas Dreams“ ist nicht nur eine Möglichkeit des Pop, sondern ein Wunderwerk („Rooms“), ein Vexierspiel („Why Not“), eine Weltheilung („White Lady“). Und wohl schon jetzt eines der besten Schweizer Alben in diesem Jahr.