Irascible Music / VÖ: 8. Oktober 2021 / Synthie Pop
amixs.ch
Text: Michael Bohli
Stillstand, das ist nicht ihr Ding. Amixs haben für ihr erstes, vollwertiges Album „Bahnhof Buffet Olten“ den Schweizerischen Bewegungsdrang untersucht, die Fluchtversuche aus der einengenden Wohlstandsoase, der zerknirschten Zurückhaltung. Neu zu dritt für die Songs verantwortlich, musizieren sich die Basler via ÖV und individueller Mobilität durch das Mittelland und weg von der mittelmässigen Popmusik – den Witz immer als Copilot dabei. Nach der EP „Kauf“ ist Eigenständigkeit und eine Prise Verrücktheit in den Synthesizerträumen weiterhin wichtig, gewisse Verschiebungen sind aber auszumachen.
Amixs zeigen sich auf „Bahnhof Buffet Olten“ – Anwärter auf den Albumtitel des Jahres – als Beobachter und stürmen nicht bei jedem Lied mit der Tür ins Haus. Das Titelstück begnügt sich mit abgeschwächtem Tempo und einem unaufdringlichen Bass, wie der Aufenthalt in der landbekannten Bahnhofshalle. Bei „Land“ bleibt die Gruppe dem Klamauk gar komplett fern und befindet sich in der Stimmung der merkwürdigen Verschrobenheit eines John Maus. Mit Humor im Zentrum ergänzen sich der tiefe Gesang, die altbacken klingenden Synthies und die Ironie. Das schwelgerisch-ausufernde „Glutamat“ hält dagegen, „Balkonie“ nimmt die Schweizer Engstirnigkeit aufs Korn.
Was „Bahnhof Buffet Olten“ etwas verwehrt bleibt, sind die offensichtlichen Hits. „Alli Machet Mit“ am Ende der Scheibe versucht es mit repetitiven und simplen Elementen, die meisten Songs wollen aber trotz launiger Gestalt keine synthetische Perfektion. Dafür gelingt es Amixs, zu erzählen, zu kritisieren und zu stilisieren, wie etwa bei „Gastgäber“. Das Trio nutzt Mundart und polyphone Sounds für geschickte Anekdoten und den nötigen Ausbruch aus dem viel zu kleinen Horizont.