Transgressive Records / VÖ: 8. September 2017 / Indie Rock
alvvays.com
Text: Michael Bohli
Die Euphorie war sehr gross, als ich vor drei Jahren das erste Album der kanadischen Indie-Pop-Band Alvvays entdecken durfte. Ihre luftig, aufmunternd und immer leicht verschlafen klingende Musik brannte sich sofort in mein Herz ein, und noch heute lösen Songs wie „Archie“ immer wieder ein Gefühl purer Fröhlichkeit und Freiheit aus. Es war also mehr als an der Zeit, dass die Damen und Herren aus Toronto endlich mit neuem Material nachlegten – und nun ist es endlich passiert, „Antisocialites“ darf verzehrt werden. Doch kann dieser leicht wavige Pop immer noch so stark überzeugen?
Es braucht nicht viel – eigentlich nur ein paar Takte mit dem süss-schrägen Gesang von Molly Rankin, die im Hall ertrinkenden Gitarren und die schief anlehnenden Keyboards, und schon weiss man: Bei Alvvays ist immer noch alles am richtigen Fleck. Die Musik, die gerne als Jangle Pop bezeichnet wird, lebt weiterhin von dieser Leichtigkeit, die auch übersteuerte Frequenzen und vielschichtig gespielte Melodien aushält. „In Undertow“ bietet zu Beginn gleich all diese Zutaten auf, keines der restlichen neun Lieder verändert dies gross. Das ist gut so, lässt teilweise aber auch etwas die Höhepunkte vermissen.
Gewisse Songs wie das freche Highlight „Plimsoll Punk“ oder das schon fast platzende „Lollipop (Ode To Jim)“ sind Lieder, die Alvvays auch in diesem Jahr in bestem Licht erstrahlen lassen. Anderen hingegen fehlt die letzte überzeugende Idee oder die Wucht, um sich als wahre Gewinner über die Ziellinie zu tragen zu lassen. Aber trotzdem: Auch mit diesen kleinen Mängeln ist „Antisocialites“ ein hübsches Werk geworden, dass diese Truppe zwar zeitlich fehl am Platz, dafür aber mit extrem viel Hingabe und Liebe zeigt.