Robotpet / VÖ: 6. September 2019 / Elektro-Pop
aaeeiioouu.com
Text: Michael Bohli
Züri West trifft auf Züri Nordwest und Züri noch westlicher – AEIOU vereinen als Trio nicht nur Wahl-Baslerin Karin Ospelt und den Bieler Schlagzeuger Kevin Chesham, sondern auch den Züri-West-Keyboarder Oli Kuster. Beste Voraussetzungen für eingängige Musik mit Anspruch und tolle Popstücke ohne Anbiederung – aktuell sehr modische Achtzigerverweise inklusive, man will sich ja nicht mit der Szene anlegen. „Loving Cup“ macht dies als Single und Album klar, wagt sich glücklicherweise selten zu tief in den Retrosumpf. „Silicon“ nutzt elektronische Stimmveränderungen und trockenes Schlagzeug, die Band diverse Strömungen.
Der kecke Gesang bei „Quicker“ im Verbund mit dem treibenden Rhythmus erinnert mit interessanterweise stimmlich an Mama Jefferson, „Moon In Blood“ ist eine zärtliche Ballade mit voluminöser Perkussion. AEIOU lieben nicht nur in ihrem Namen die Vokale, sie bauen ihre Popmusik voller Direktheit und Freude auf. Das darf energisch klingen und mit Beats und Bässen antreiben („Jig Is Up“), wird aber nie zu forsch oder überheblich – der Spass ist ein wichtiger Bestandteil von „Loving Cup“. Zusammen mit dem geschickten Songwriting und dem Verzicht auf Gitarren entsteht eine passende Atmosphäre mit vielen Lichtstrahlen.
Nicht jedes Lied auf „Loving Cup“ ist ein Volltreffer, mit der Zeit wissen die meisten Passagen aber zu überzeugen. AEIOU zaubern sanft mit nordischem Flair („Cyan“) und wagen sich danach sogleich wieder in die Mainstreamgewässer, zuckersüss und mit gnadenlosen Hooklines („Mating Call“). Somit verkommt die Platte nicht zu einem seelenlosen Produkt, sondern einer Spielwiese für Ideen und Sounds. Gänsemarsch durch den Club? Mit diesem Trio sehr gerne.