Midira Records / VÖ: 17. April 2020 / Drone, Experimental
thisquietarmy.com
Text: Michael Bohli
Genau so unheimlich wie die Fotografie auf dem Cover aussieht, empfangen uns die Klänge bei „Kraftwerk“. Laute Verzerrungen, Drones und Rückkopplungen bilden Wellen, die mechanisch hin und her wandern, perkussive Entwicklungen durchmachen und alles zum Beben bringen. thisquietarmy beginnt seine neueste Scheibe keinesfalls leise, experimentelle Laute werden zu industriellen Sounds, Ambient wird zu einer Decke aus Scherben. „Kesselhaus“ basiert vor allem auf den persönlichen Eindrücken, die Eric Quach in Berlin gesammelt hat – und gibt das Gefühl einer distanzierten Grossstadt sehr gut wieder.
Nach „The Body And The Earth“ mit seinen Post-Rock-Eskapaden und natürlich wirkenden Passagen, bietet thisquietarmy acht Tracks, die sich fern von Lebewesen entfalten. Kühle Tonspuren füllen den Raum, einzelne Sequenzen bilden minimale Gerüste. „Ultrablack“ und „Fleisch“ heissen Tracks, die sich wie absichtlich von jeglicher Emotion entfernen und Abstraktion zelebrieren. Ob Reize aus dem Techno, dem Noise oder gar schwarzen Metal, alles krallt sich in diesen Stücken fest und gibt nicht locker.
Perfektioniert wird dies im abschliessenden und über eine halbe Stunde andauernden „Another Nail in the Coffin of the Corpse of a Free City“. Für eine lange Zeit taucht man in die Gedanken- und Klangwelt von thisquietarmy ein, beruhigt sich und sucht nach neuen Wahrheiten in dem dreckigen Ambient. Das alles macht „Kesselhaus“ zu einer fesselnden Erfahrung, die zwar nicht leicht ist, aber umso nachhaltiger wirkt, solange man sich von den Maschinen nicht zermalmen lässt.