Mouthwatering Records / VÖ: 21. Februar 2020 / Mundart, Pop
dachsmusic.ch
Text: Michael Bohli
Bei meinem Vater zu Hause hängt sie an der Wand, die Uhr, welche zu jeder vollen Stunde einen anderen Vogel singen lässt. Bereits im Umfeld des Wohnzimmers wird einem klar, wieviel Symbolik man in einen solchen Gegenstand laden kann. Dachs tun dies ebenfalls, auch wenn ihre Poplieder oft als oberflächlicher Schabernack abgetan werden könnten. Eine solch voreilige Handlung wäre schade, denn in den zehn Liedern ihres zweiten Albums „Zu Jeder Stund En Vogelgsang“ lauert viel mehr als die Lust an der Eingängigkeit.
Bereits mit ihrer damalig ersten Single „Büzlä“ war klar, das Duo Basil Kehl und Lukas Senn hat die Gabe, mit elektronischen Melodien und Mundartsätzen die Eigenheiten des Schweizerischen Lebens scharf zu analysieren. In den Strudel aus Satire, ernsten Verbeugungen und schelmischen Beobachtungen tauchen Dachs nach ihrem Debütalbum nun erneut ein, ohne jemals die Richtung zu verlieren. Es sind Hits für die Ewigkeit entstanden, über „Beat Breu“ muss man kein Wort mehr verlieren, aber auch „Si Händ Dä Schlagzüger Us Dä Band Grüert“ ist ein fantastischer Song. Diese Beats, dieser Gesang, diese Wortwahl – grossartig.
Zwischen Kritik an der digitalen Welt, versuchter Selbstfindung und Synthie Pop erhält man bei Dachs ein nachdenkliches Album, muss dem Spass aber keinesfalls entsagen. Die Sounds sind perfekt produziert, die Stimmungen mitreissend. Und wer sonst schafftes, ein Lied wie „Beziehige Sind Wie Dürüm“ zu schreiben, das gleichzeitig melancholisch und gewitzt daherkommt, zur Reflektion einlädt und fröhlich macht? Eben. Also her mit „Mandala“, „Du Schicksch Sibä Smileys“ und dem Titelsong – dieses Popwerk wirkt wie ein Jungbrunnen.