BlauBlau Records / VÖ: 8. November 2019 / Experimental, Electronica
readubach.com
Text: Michael Bohli
Zirpen, Flüstern, Knistern – „Gói“ fühlt sich mehrfach wie ein Erkundungsgang durch einen fremdartigen Wald an, eine Reise durch neue Umgebungen. Sachte setzt man einen Fuss vor den andern und lässt sich von einer entrückten Stimme leiten, locken gar. REA, das Soloprojekt von Rea Dubach, ist weit von den explosiven Tracks ihrer Gruppe Omni Selassi entfernt, es ist ein mystisches und verzaubertes Schöpfen in leichter Electronica. Zwischen Field Recordings und Melodien, zwischen gemalten Bildern und Fantasiewelten. Und näher bei Island als der Schweiz.
Dass REA mit ihrem Gesang und ihrer Ausdrucksweise an Björk erinnert, passt wunderbar zu den Kompositionen auf „Gói“. Die Klänge sind nicht grundlegend als Lieder angedacht, sondern als Gedanken und fragile Konstrukte – wie bei der isländischen Künstlerin auch. Ebenso wurden viele Elemente des Albums auf dem Inselstaat aufgezeichnet, nebst den Strassen in Dakar und einer Kirche in Büren an der Aare. «Light» oder „Amaterasu Dwells In Moon“ gelten als Erzählungen, als Nachtgeschöpfe mit einzelnen Höhenfeuer.
Das Album anzuhören fühlt sich wie der magische Moment der Dämmerung an, wenn die ersten Sonnenstrahlen das Firmament erhellen. „Cruciverbalist“ türmt Stimmen und Klangabfolgen zu den Wolken hinauf, „Androgyne“ holt einzelne Tropfen aus der Luft – und inmitten des Geschehens REA, als ätherisches Wesen, als Fixstern. Trotzdem verliert das Experiment nie die Menschlichkeit, die Emotionen – und am Ende fühlt man sich mit „Official Beholder“ geläutert und frei.