23. und 24. August 2019
Rümlang – Zürich
Webseite: zurichopenair.ch
Bilder vom:
Freitag 23. August 2019
Samstag 24. August 2019
Ein grosses Comeback, eine enttäuschende Absage mit entschädigendem Ersatz und ein Dance-Battle auf der Mainstage. Dies und mehr zeichnete die zweite Hälfte des Zürich Openair 2019 aus.
FREITAG
Der dritte Festival-Tag begann ruhig. Sehr ruhig sogar. Denn auf der Tent Stage war als erstes die Luzerner Band Jon Hood an der Reihe. Sehr reduziert mit Gitarre, Synthie und Schlagzeug erzeugten die beiden Musiker wunderschöne aber auch sehr melancholische Melodien, welche durch ihre Ruhe im Festivaltrubel fast untergegangen wären. Allerdings nur fast. Denn vor der Bühne war es keineswegs leer. Die Anwesenden lauschten gebannt den Klängen, welche auf der Bühne erzeugt wurden. Ein schöner aber auch sehr sanfter Auftakt eines Freitagabends.
Mit Schweizer Musik ging es danach auf der Mainstage weiter. Und nun wurde es auch wieder lauter und rockiger. Nachdem YOKKO bei ihrem letzten Besuch am Zürich Openair im Jahr 2016 noch vor leeren Rängen spielen mussten, weil es Probleme beim Einlass gab, fanden sich heute wesentlich mehr Schaulustige in der warmen Abendsonne vor der grossen Bühne ein, um den Indie-Klängen zu lauschen. Und wurden Zeugen einer gut aufgelegten Band, welcher man den Spass, den sie auf der Bühne haben, ansah. Diese Freude übertrug sich aufs Publikum, welches tanzte, mitklatschte und anständig Applaus spendete. Die musikalische Mischung aus poppigem Indie, Post-Rock-esken Klangteppichen und einer Prise Schwermut tat dabei ihr Übriges.
Letzteres, nämlich Schwermut, gab es als nächstes auf der Tent Stage. Mit Black Sea Dahu handelte es sich auch bei der dritten Band des Tages um eine Truppe aus hiesigen Landen. Mit diesem Booking hatte das Zürich Openair wohl Alles richtig gemacht, denn das Zelt war trotz der frühen Stunde schon erstaunlich gut gefüllt. Dies schien nicht nur mich sondern auch die Zürcher Gruppe um Sängerin und Gitarristin Janine Cathrein positiv zu überraschen. So strahlten die sympathischen Musiker mit der Sonne vor dem Zelt um die Wette und lieferten abermals eine tolle Show ab. Das Publikum dankte es mit Singalongs und ausgiebigem Beifall. Nur die hinteren Reihen hätten sich besser draussen versammelt um sich zu unterhalten. Leider störten die Gespräche, die im Zelt geführt wurden etwas die ruhigeren Passagen der Folk-Songs, welche sich nicht vollständig entfalten konnten.
Nächste Band auf meinem Programm waren Metronomy, welche kurzfristig für die Absage von The Kooks eingesprungen waren. Die Veranstalter hätten wohl keinen besseren Ersatz finden können. So war die Enttäuschung über das Fernbleiben von The Kooks ziemlich schnell weggeblasen, als Metronomy loslegten. Nicht umsonst gelten due Engländer bei den Indie-Kids als Band der Stunde. Pure Spielfreude waren auf der Bühne angesagt. Auf die Ohren gab es eine tolle Fusion aus Indie Rock und Electropop, welche den gut gefüllten Platz vor der Mainstage in Bewegung hielt. Ob es The Kooks besser hinbekommen hätten? Ich wage zu Zweifeln.
Wer eine Stunde später übers Festivalgelände schlenderte, wunderte sich bestimmt, wo auf einmal die ganzen Leute hin gegangen waren. Eine Frage, die sich aber leicht beantworten liess. So ziemlich das ganze Festival hatte sich nämlich vor der Mainstage eingefunden, sodass es auf dem Rest fes Areals wie ausgestorben war. Grund dafür war ein Comeback der Superlative. Swedish House Mafia is back! Dies sollte noch einige Male an diesem Abend aus den Lautsprechern erklingen. Gefolgt von frenetischem Jubel. Kein Wunder, denn fünf Jahre musste die Electro House Gemeinde auf einen ihrer absoluten Superstars verzichten. Diese Sehnsucht entlud sich an diesem Freitagabend. Zu Hits wie „Don’t You Worry Child“, „One (Your Name)“ oder „Miami 2 Ibiza“ wurde ausgelassen getanzt, im Moshpit rumgesprungen und vor allem mit dem Handy gefilmt. Musikalisch war das bestimmt keine Meisterleistung, allerdings geht wohl auch nicht jede Crowd dermassen ab. Es war sicher eine würdige Headliner-Show. Und der Rest ist Geschmacksache.
Mehr nach meinem Geschmack waren Friendly Fires, welche den Abschluss auf der Tent Stage machten. Zu dieser späten Stunde waren zwar nicht mehr ganz so viele Menschen da, machte aber überhaupt nichts. Denn diejenigen, die da waren, waren in absoluter Feierlaune. Genau so wie die Band auf der Bühne. Ausgelassen tanzten die Musiker über die Bühne und knallten dem ebenfalls sehr ausgelassen tanzenden Publikum ihre Indie-Pop Raketen um die Ohren. Was auch hier wieder auffiel war, wie unglaublich viel Spass die Band auf der Bühne zu haben schien. Was für ein Abschluss eines erneut sehr tollen Festivaltages.
SAMSTAG
Der vierte und letzte Festivaltag war angebrochen. Für Müdigkeit blieb aber keine Zeit. Denn auch am Samstag stand wieder ein hochkarätiges Line Up auf dem Programm.
Es begann schon früh mit den Highlights. Genauer gesagt bereits um 18:15 mit Lola Marsh aus Israel auf der Mainstage. Mit ihrem verträumten Indie-Pop konnten sie bereits eine beachtliche Menge an Fans vor die Hauptbühne locken, welche andächtig den süssen Klängen lauschten. Dass die beiden Köpfe der Band liiert sind, tut dem Projekt sichtlich gut. So herrschte eine einzigartige Dynamik zwischen den Musikern, welche sich auch in den Songs widerspiegelte. Tolle Show.
Weiter ging es auf der Mainstage mit den Österreichern von WANDA. Und die bewiesen, weshalb sie sich seit ihrem Breakout-Hit „Bologna“ zu den ganz Grossen am Zürich Openair gemausert haben. Mit einer riesigen Portion Humor, provokativen Texten und vor allem einfach tight spielten sich die Wiener in die Herzen der Zuschauer. Und die dankten es der Band mit ausgelassenem Tanzen und mitsingen. Falko wäre stolz gewesen.
Eine Wahnsinnsshow lieferte danach auch Headliner Macklemore und konnte damit sogar diejenigen überzeugen, welche nicht unbedingt auf seinen Pop-Rap stehen. Denn ein gut aufgelegter Macklemore und eine tolle Show wussten die Anwesenden in ihren Bann zu ziehen. Und für die Fans gabs Hit nach Hit nach Hit auf die Ohren. Dies wurde mit lautem Jubel quittiert. Highlight der Show war aber definitiv das Dancebattle auf der Bühne. Macklemore holte dafür zwei Zuschauer nach oben, welche ihre besten Dance Moves hervorholten. Siegerin war am Schluss das etwa 12jährige Mädchen, welches eine Tanzeinlage der Superlative einlegte, welche nicht nur das Publikum sondern auch Showmaster Macklemore zum ausrasten brachte. So headlinet man die Mainstage am Samstagabend! Alles richtig gemacht, der Herr aus Seattle.
Den Festivalabschluss auf der Hauptbühne fiel im Anschluss keinem geringeren als House-Legende Paul Kalkbrenner. Und dass es nur gut kommen kann, wenn ein solcher Karäter die Techno-Stadt Zürich besucht, liegt auf der Hand. Es wurden nochmals Energiereserven mobilisiert um noch einmal so richtig steil zu gehen. Als gäbe es kein Morgen tanzte das Publikum sich die Seele aus dem Leib. Ein toller Abschluss eines tollen Festivals.
Und dann war es auch schon wieder vorbei, das Zürich Openair 2019. Und somit auch die Open-Air-Saison 2019. Es bleiben unvergessliche Erinnerungen (und die Handyvideos) und bereits jetzt die Vorfreude aufs nächste Jahr. Denn da wird auch das Zürich Openair ziemlich sicher wieder auf dem Plan stehen.
Text: Ivo Arztmann
Bilder: Anna Wirz
FREITAG
SAMSTAG