Sacred Bones Records / VÖ: 8. September 2017 / Dark Pop, Electro
zolajesus.com
Text: Michael Bohli
Auch wenn man in der Schule immer die Person war, die in düsterer Kleidung abseits stand und die beliebte Clique ignorierte – irgendwann machte sich jeder Gedanken darüber wie es wäre, dazuzugehören. Ob es auch bei Nika Roza Danilova so war, kann ich nicht beurteilen, die Musik der Amerikanerin ist aber vor allem eines: Düster und lasziv angriffig. Unter dem Namen Zola Jesus erbaut sie seit 2006 Klangwelten, in denen sich Nachtschwärmer und Sonderlinge gleichsam wohlfühlen. Mit dem neusten Werk „Okovi“ wagt sie sich aber etwas zu weit in die Welt der süssen Pyjamapartys der Popstars.
Natürlich erhält man auch in diesem Jahr Musik, die perfekt hinter das etwas verstörende und monochrom gehaltene Cover passt. Zola Jesus lässt ihre Stimmgewalt in verhallten Liedern gegen schwere Beats und tragische Melodien antreten. Ihr Talent als Sängerin trägt viele Momente fast ganz alleine, sind „Ash To Bone“ oder „Wiseblood“ schliesslich fast komplett von störenden Elementen freigelegt. Damit klingt die Künstlerin oft wie die verstossene und rachsüchtige Schwester von Banks oder die Albtraumversion von Lana Del Rey. Genau das ist aber auch der Schwachpunkt an „Okovi“, diese zu starke Annäherung an den modernen R&B-Pop, garniert mit elektronischen Untergangsszenarien.
Zola Jesus ist eine ausdrucksstarke und grossartige Musikerin, besonders live verleiht sie ihren Werken eine unglaubliche Wucht. Doch obwohl bei „Okovi“ munter Elemente des Industrial und Dark Wave ins Spiel geführt werden, können nur Stücke wie das eingängige „Soak“ oder das böse dröhnende „Veka“ diese Faszination transportieren. Das lyrisch sehr persönliche Album vermag klangtechnisch die Tiefe der Texte über Verlust und Versöhnung nicht zu erreichen und oft stellt man sich die Frage, wie gut diese Scheibe mit mehr Lärm und Verrücktheit klingen könnte.