Band: Jeans For Jesus
Album: P R O
Genre: Pop
Label/Vertrieb: Universal
VÖ: 31. März 2017
Webseite: jeansforjesus.net
Die Antihaltung geht weiter, die Dekonstruktion aller Modeströmungen und Traditionen gewinnt. Auch mit ihrem zweiten Album schert sich die Berner Band Jeans For Jesus weder um aktuelle Standards noch den hübschen Schein. „P R O“ nimmt den Mundart-Pop weiterhin in die Mangel und zeigt der heutigen Generation und vor allem der Hipster-Strömung, dass eine gehörige Tracht Prügel in musikalischer Form mehr bringt als jeder Hashtag. Da stört es auch zu keiner Sekunde, dass die Band nun bei Universal zu Hause ist und nebst dem Album auch gleich ein Parfüm nachreicht.
Im Gegensatz zum Debüt findet man hier auf Anhieb zwar keine riesigen Hits, dafür Lieder mit Tiefgang und versteckten Reizen. So will uns „Europe“ mit französischem Text glaubhaft machen, dass die Zeit von „La Boum“ nie enden wird, „Schulden“ holt als Zwischenspiel den funky Bass in den elektronischen Pop und „Tell Em“ nimmt die Kommunikation und Darstellung der Jugend auseinander. Dank den Texten positionieren sich Jeans For Jesus an der richtigen Ecke in der Stadt und lassen in „Puli“ auch gleich eine Hymne für die Toleranz aus dem Stall. Allgemein findet man auf „P R O“ viele Thesen für das Andersdenken, für das Einlassen auf Experimente. Mit hoher Gesangsstimme und oft gerne auch billigen Synthie-Effekten werden Lieder aufgebaut und umgeworfen.
Jeans For Jesus zeigen 2017, dass es wohl nirgends sonst in der Schweiz eine gleichwertige Band gibt. Hier trifft die Mundart-Sitte auf Future-Pop und Retro-Wave – gemischt mit Electronica, Rap und Rückbau. Und obwohl man mit gleich 18 Songs etwas grossspurig auftritt, wird das Album weder langatmig noch repetitiv. In jedem Stück gibt es wieder neue Einfälle und sanfte Angriffe, da braucht es auch keine Gitarren, um die Finger zu Luftübungen antreten zu lassen. „P R O“ zementiert nicht nur die Stellung der jungen Gruppe, es strahlt auch in Neonfarben über den Einheitsbrei und die Kantonsgrenzen hinaus. Ich bin dafür.
Tracklist:
1. Adelina
2. Stakes
3. Europe
4. Jedi Berüehrig
5. Boyz
6. Puli
7. Mi Bot
8. Is It Better To Burn Out Than To Fade Away
9. Schulden
10. Pierce The System
11. Tell Em
12. Wosch No Chli Blibä
13. XVII
14. Stiller
15. Löwin
16. Les Filles
17. Dr Letscht Popsong (Gäubi Taxis Im Sand)
18. East ATL
Bandmitglieder:
Michael Egger – Gesang
Demian Jakob – Synthie
Philippe Gertsch – Synthie
Marcel Kägi – Schlagzeug
Gründung:
2012
Text: Michael Bohli