Band: Bon Iver
Album: 22, A Million
Genre: Electro / Indie
Label/Vertrieb: Jagjaguwar
VÖ: 30. September 2016
Webseite: boniver.org
Irgendwie ist es ein verwirrendes Chaos – egal von welcher Seite man es betrachtet. Immer wenn man sich im Kopf eine neue Ordnung zurechtgelegt hat, wird von Justin Vernon alles wieder über den Haufen geworfen. Doch man sollte sich davon nicht täuschen lassen, denn das dritte Album von Bon Iver hat ganz einfach ausgedrückt die Ebenen der normalen Musik verlassen. Irgendwo zwischen Hinterwäldler-Pop, Indie-Folk und zerfetzter Electronica schwebt man mit „22, A Million“ davon.
Es beginnt schon bei den Songnamen, die eher nach digitalem Unfall als korrekter Beschriftung aussehen – und auch klanglich findet man Lücken, Glitchs und Stolpersteine. Der Weg von Bon Iver führt nun endgültig weg von den leisen Gitarrenstücken mit persönlichen Texten, hier ist es ausserirdische Musik mit sakraler Atmosphäre, nahe an James Blake. Vernon singt heiliger als sonst jemand, auch der intensive Einsatz des Vocoder schadet der Musik nicht. Dazu werden mit Saiten, Tasten und viel Computer Melodien und Stimmungen aufgebaut und wie beim Spiel Tangram immer etwas zu krumm und verschoben auf den Tisch gelegt.
„22, A Million“ ist dabei selten wild oder laut, viel eher muss man nahe ran und die leeren Stellen genau so präzise sezieren wie die Bläser zwischen den Beats. Bon Iver macht es uns dabei nicht einfach, aber plötzlich ergeben viele Momente Sinn und werden mit jedem Hördurchgang grösser. Das Werk hinterlässt zwar immer mehr Fragen als es Antworten gibt, für Menschen mit Wissensdurst und offenem Geist unter der warmen Decke aber ein wunderbarer Ausflug in die Zukunft.
Tracklist:
1. 22 (OVER S∞∞N)
2. 10 d E A T h b R E a s T ⚄ ⚄
3. 715 – CRΣΣKS
4. 33 “GOD”
5. 29 #Strafford APTS
6. 666 ʇ
7. 21 M♢♢N WATER
8. 8 (circle)
9. ____45_____
10. 00000 Million
Bandmitglieder:
Justin Vernon – Gesang, Multi-Instrumentalist und Programming
Chris Rosenau – Gitarre
James Buckley – Bass
Sean Carey – Schlagzeug
Sad Sax of Shit – Saxophon
Gründung:
2007
Text: Michael Bohli