25. August 2016
Zürich Openair – Rümlang
Bands: Sigur Ros / The Chemical Brothers / Jack Garratt / Amy McDonald / Dua Lipa
Irgendwie ist der Wurm drin – denn auch am zweiten Festivaltag will das ZOA (wie man es heute so modisch abkürzt) nicht greifen. Die beiden ARTNOIR Redakteure Nik Petronijevic und Michael Bohli waren getrennt unterwegs und beschreiben ihre Eindrücke, die ähnlich sind und manchmal doch komplett unterschiedlich.
M.B: Star der Stunde, Jack Garratt, versuchte es an Keyboard, Drum-Computer, Schlagzeug, Gitarre und Gesang – alles vermengt in modernem R’n’B-Pop. Eigentlich sehr spannend und immer wieder mal beeindruckend, doch alles ein wenig zu beherrschen reicht nicht aus. Andere Loop-Künstler geben da mehr her, das Cover von „The Fresh Prince“ war aber perfekt.
Einen Zustand, den Amy McDonald mit ihrer offenen und sympathischen Art auch zu erreichen versuchte; die Besucher liessen sich aber selten zu wirklichem Jubel hinreissen. Da halfen auch Konfetti-Kanonen und Welthits nichts. Trotzdem, angenehmer Country-Pop von einer starken Dame – nur leider etwas zu eintönig.
Mit der Monotonie musste auch Dua Lipa kämpfen. Die junge Sängerin zeigte viel Potential, die Lieder wussten dies aber nicht auszuschöpfen. Etwas merkwürdig in Nachthemd und Springerstiefel gekleidet, eröffnete sie meinen Donnerstag. Solch elektronischen Pop gibt es aber leider schon zu oft, das machen andere besser. Wie auch Festivals organisieren – aber vielleicht können ja die wahren Wochenend-Tage den Anlass noch retten. Wir werden sehen.
N.P: Bei den beiden Headlinern des Tages sind wir beide gleicher Meinung. Während The Chemical Brothers in den 90ern ein mega Ding waren, wirken sie heute eher langweilig. Über eine Stunde spielen sie einen Hit nach dem anderen, doch wirklich packen tun sie nicht. Die Visuals und Lichtshow sind zwar sehr gut, doch wenn sich auf der Bühne niemand bewegt, empfinde ich keinen Drang, mich mitzubewegen. Ein Grossteil des Publikums scheint es zu geniessen und stampft wild herum, doch so wirklich durchdrehen sehe ich niemanden.
Umso mehr freue ich mich auf Sigur Ros, die ich zuletzt am Southside 2013 gesehen habe. Bis heute war das eines der besten Konzerte, das ich je gesehen habe. Gross sind meine Erwartungen, gleichzeitig ist mir aber bewusst, dass es nicht gleich gut wird wie damals. Nur zu dritt auf der Bühne bringen die Musiker trotzdem eine riesige Soundwand hin. Obwohl die Band 20 Minuten später beginnen muss, weil The Chemical Brothers noch Lärm machen, und obwohl sie in der Zeltbühne spielen müssen, ist es ein grossartiges Konzert. Es ist wie erwartet nicht so gut wie am Southside, doch genug schön, um einige Tränen zu vergiessen und seinen Kopf für kurze Zeit abzuschalten. Grosses Kino.
Text: Nik Petronijevic / Michael Bohli
Bilder: Anna Wirz