21. Juli 2016
Paléo Festival – Nyon
Bands: Massive Attack / Stephan Eicher und die Automaten / Francis Cabrel / Birdy Nam Nam / Marina Kaye / Jain uvm.
Entdeckungen – mit diesem kleinen Bestandteil machen die Veranstalter des Paléo Festival in Nyon das Erlebnis der Open Air-Konzerte zu einer neuen Erfahrung. Wunderbar am Genfersee gelegen, bietet die Ortschaft eine tolle Kulisse, um grosse Menschenmassen mit Musik, Essen und Lebensfreude zu versorgen. Bereits zum 41. Mal öffnete das grösste Festival der Schweiz seine Tore und bot auch am dritten der sechs Tage viel Berauschendes. Und es zeigte sich einmal mehr: Wer wissen will, wie man Konzertanlässe richtig feiert, der muss in die Westschweiz.
Sicherlich, vieles auf dem Programm und im Gelände dürfte einem zuerst etwas fremd vorkommen. Ein Grossteil der Bands stammt aus Frankreich und sagte auch mir somit nichts; die Besuchermassen bestehen aus freundlichen Menschen, die sich nicht unkontrolliert im Alkohol verlieren. Nein, am Paléo wird das Leben in allen Belangen zelebriert und gemeinsam ein Fest gefeiert. So lässt man sich am besten treiben und landet plötzlich im Schauspielbereich, in der Village du Monde bei Haggis und Irish Folk, auf einem lehrreichen Kletterpark oder im kulinarischen Paradies.
Da muss man schon aufpassen, dass die Konzerte nicht zu stark in Vergessenheit geraten – was allerdings schwierig ist bei einem solchen Aufgebot an Talent und Kunst. Bereits mit Tatum Rush wurde das Club Tent zu einer modernen Soulparty, Nattali Rize verjagte die wenigen Regentropfen mit wunderbarem Reggae. Stimmliche Power mit Aussage, dies bot auch Tiken Jah Fakoly mit tollen Texten und Weltmusik. Weg vom Alter, hin zur Jugend: Marina Kaye zeigte mit ihren jungen 18 Jahren, dass Pop immer noch spannend sein kann und sie sich auch vor Legenden wie Francis Cabrel behaupten kann.
Wobei letzterer mit seinen bluesigen Chansons natürlich die grösste Masse vor die Grand Scène locken konnte. Sogar noch mehr als Massive Attack, welche ihren legendären Trip-Hop einmal mehr mit einer schwindelerregenden Show und politischer Aktualität kombinierten. Hier heisst es: Für die Menschheit und gegen die Maschinen, mit Zusammenhalt und Gerechtigkeit. Etwas, das Stephan Eicher zuvor mit seinen Automaten alleine fertig brachte und die Lieder wie durch Zauberhand von der Technik spielen liess. In allen Ecken entdeckte man in dieser Nacht somit etwas Neues, Aufregendes und Emotionales. Ob dies der Freitag zu toppen vermag?
Text: Michael Bohli