Eigenveröffentlichung / VÖ: 19. November 2023 / Indie, Electro, ???
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Text: David Spring
Okay, macht euch auf etwas gefasst, denn die hier vorzustellende EP hat ein etwas spezielleres Review verdient: Mache mir die Sach nämlich für einisch uf Mundart!
Schliesslich isch das nume abrocht, denn Café Complet mache das i ihrne Lieder genauso! Aber vo vore: D Band bestoht us vier Mönsche us dr Innerschwiz und git die eiget Genrebezeichnig modernerwiis as «none/all» ah. Das passt erstunlich guet, wöu scho bide erste Tön vom Opener «Banklütedah» stoht eim schnäu es riesigs «WTF?!» is Gsicht gschriebe. Das aber im beste Sinn, wöu die herte, verchratzte Electro-Beats sowie dr abwächslend gsungnig, sehr kapitalismus-kritisch Text über die monetäri Privatvorsorg vor hütige Generation si zimli genial.
Café Complet si aber ou es bitzeli düre bi rot, wöu vo do a wirds nur no abstruser. «La vie c’est dur» isch es Liebeslied ad Konfitüre und glichzitig e Ufruef, dr eiget Job z verloh («ich iss Quitte bim Job, du muesch quitte di Job»). A anderer Stöu wird mit weinerlicher Stimm skandiert «fuck, Merhendenchuechebache» [sic], begleitet vor Handorgele und Akustikgitarre. «Wannabe» goht id Richtig Gangsta-Rap, wird aber ou vonere Blockflöte untermalt, was em Ghetto-Vibe nid mega dienlich isch. Und s fast achtminütige (!!) «Piece Of Happiness» wär eigentlich e schöne Synth-Pop-Closer mit agnähme Tön und verhältnismässig versöhnlichem Text, wenns nid ufne Art gsunge worde wär, wo nur as «dr Pingu het ir letzte Änglisch-Lektion offesichtlich hert z vöu Droge gnoh» cha beschriebe wärde. Traumhaft!
Wenn me sich jetzt no schnäu d Zit nimmt, s extrem verstörende Cover-Artwork z studiere, de chönti dr Idruck entstoh, dass Café Complet viellicht würklich nüm ganz alli Tasse im Schrank hei. Doch, obwohl das definitiv stimmt, würds dr Band und ihrere Musig nid grächt wärde. Sie hei sich nämlich durchus öppis bi all däm überleit und Theme wie Existenzängst, stille (oder gechillte) Protest und einiges a Systemkritik schimmere bi dr farbefrohe Musig immer wieder düre. Am Wichtigste blibt zum Schluss aber dr vehemänti Ufruef: Schrei mit, bild dir vor allem aber dini Meinig säuber.
Und das isch haut scho es wichtigs Statement. Jo, me dörf und söu ou Spass ha im Läbe, aber eifach nur ignorant oder ständig kaputt düre Alltag gheie, macht d Wält am Ändi vom Tag ou nid besser. Und darum si Café Complet und ihri eigewilligi, glorrichi und völlig abgfahrni EP uf jede Fall z empfähle, ou wenn me musikalisch äuä ou scho mou e eifacher z verdauende Zmorge-Soundtrack vorgsetzt het becho.
Oberflächlich isch das uf kei Fall, und Genie und Wahnsinn liege jo bekanntlich noch binand.