Les Disques Bongo Joe / VÖ: 3. Juni 2022 / Lo-Fi, Pop
leonileoni.com
Text: Michael Bohli
Wenn Albumtitel und Name der Interpretin gleichlautend sind, ist oft kein Standardwerk zu erwarten. Bei «Leoni Leoni» handelt es sich um eine Sonderausgabe des Labels Les Disques Bongo Joe, die Lieder von vier Kassetten zusammenbringt, welche Leoni Leoni zwischen 2019 und 2021 veröffentlicht hat. Lo-Fi-Aufnahmen aus den eigenen vier Wänden, schräg blubbernde Klänge, verschlafene Gesänge – «Figged si sich Frau Schluchter» schwappt wie eine Portion warmes Wasser über die Kante, der Rest folgt in gleicher Manier.
Wir haben bei ARTNOIR bereits die Werke «Easy Sleep» und «Drum Problems» vorgestellt, wer sich damit beschäftigt hat, wird auf der neuen Platte viele bekannte Gesichter erblicken. Zu «Leo’s Jazz» wird leicht verwirrt im Raum gedreht, «Langsam Müed» lässt karibisch anmutende Sounds in Zuckerwatte fallen. Der Bedroom-Pop von Leoni Leoni ist ureigen und oft ohne Rücksicht auf die Umgebung produziert. Unbeabsichtigte Geräusche sind zu erhaschen, einzelne Klänge dürfen krumm und neben dem Takt sein. Wichtig ist, dass das Herz immer im Zentrum steht.
Leoni Leoni lässt sich von persönlichen Schwierigkeiten nicht unterkriegen und nutzt ihre Musik, um Probleme mit neuer Perspektive anzugehen. Wie aus einem Traumland wirken viele der Lieder, gewisse sind aufgeräumt, andere scheinen zu zerfransen. Aufregend bleibt es immer in diesem Kosmos zu sein und mit dieser Scheibe erhält man einen vorzüglichen Überblick in das Schaffen. Der Untergrund von Bern war nie fluffiger und geisterhafter.