In My Room / VÖ: 11. Februar 2022 / Electro, Pop
trentemoller.com
Text: Michael Bohli
Wenn das Schaffen von School Of Seven Bells und I Break Horses bei «In The Gloaming» klanglich zusammenkommt ist klar, mit «Memoria» wird dem Techno wenig Platz gelassen. Das war bereits mit den Alben «Obverse» und «Fixion» so, Trentemøller hat seine Karriere in Richtung elektronisch-wavigen Pop gebracht. Immer ein Zauberer in diversen Genres, ist das Konzept seit einigen Jahren standhaft. Resultate wie «No More Kissing In The Rain» sind verführerisch und in hallenden Klang gebettet, Shoegaze und kurze Noise-Einsprengsel gehören zum Album wie die Synthie-Pracht.
Analoge Ausdrucksweisen sind bei Trentemøller wichtig, «Dead Or Alive» nimmt sich des Post-Punks an und lässt die Dunkelheit auf «Memoria» grösser werden. «A Summer’s Empty Room» dagegen ist wie die rettende Wolke nach einer hitzigen Diskussion, man wischt sich die Tränen weg und macht weiter. Hoffnung und Unterstützung sind in den 14 Tracks auf der Platte stets zu finden, der Musiker aus Kopenhagen macht sich nichts aus Nihilismus. Lieber erhebt man sich zuversichtlich zu den Takten von «Like A Daydream», Gitarren und Schlagzeug voller Volumen.
Das Wechselspiel zwischen Licht und Dunkelheit ist ein wichtiges Element in der Karriere Trentemøllers, das nordische Leben lässt sich aus seiner Musik nicht verbannen. Viel der Faszination geht von diesem Umstand aus und macht «Memoria» zu einer schönen und reizvollen Erfahrung, bei der die pochenden Beats kurz eingeladen werden («Glow»). Das lässt an «Moan» denken, an die Surfgitarren von «Into The Great Wide Yonder» und ist trotzdem klar im Heute angekommen. Der Künstler hat seinen Katalog geschickt erweitert, ohne seinen Prinzipien untreu zu werden.