Full Time Hobby / VÖ: 28. Januar 2022 / Indie
squirrelflower.net
Text: Michael Bohli
Wer sich an eine Coverversion eines Songs von Björk wagt, der muss Selbstsicherheit vorweisen – Ella Williams verfügt über diese zum Glück, wenn es sich um musikalische Experimente handelt. Als Squirrel Flower hat sie «Unravel» zu einem Singer-Songwriter-Stück umgeformt, das ätherisch und greifbar zugleich ist. Mehrschichtiger Gesang, die Akustikgitarre im Hall – man meint, die Komposition stammt aus Williams’ Feder. Besonders, weil sie sich perfekt in die EP «Planet EP» einfügt, mit welcher die Musikerin ihr letztes Album «Planet (i)» ergänzt.
Nebst der Neubearbeitung erhält man Demo-Aufnahmen von unveröffentlichten Stücken, Überbleibsel der Album-Sessions und eine intime Perspektive auf das musikalische Schaffen von Squirrel Flower. Die knappe halbe Stunde ist ruhige Musik, mal mit Gitarre, dann wieder am Piano begleitet. «sitting in traffic» ist zerbrechlich und angenehm lange nachklingend, «open wound» ein Lied, das wie aus der Zeit gefallen klingt und an Lana Del Rey erinnert. Entzückend und berührend zugleich, «your love is a disaster» zeugt vom Glück, wenn die Stimme im Zentrum steht.
Squirrel Flower macht auf «Planet EP» keinen Aufstand und hebt sich von ihren vorherigen Veröffentlichungen ab. Die Songs sind nicht final ausgearbeitet und haben ihre Fehler und Makel beibehalten dürfen, das passt umso besser zum Auftreten der Musikerin aus Chicago. Balsam für die Seele gibt es mit «Long day’s done», «ruby at dawn» ist ein neues und filigranes Lied voller Gefühl.