Mille Plateaux / VÖ: 14. Januar 2022 / Ambient, Experimental
tomlonnqvist.com
Text: Michael Bohli
Wir alle kommen aus dem Nichts und werden uns zu einem unbestimmten Zeitpunkt dahin zurückbegeben. Mit der Musik auf «Aria» verhält es sich ähnlich, scheinen die minimalistischen Tracks von Tom Lönnqvist am Rande des bekannten Raums zu lauern und ihre Existenz immer wieder zu leugnen. Rhythmen und Takte als feines Klopfen und Pochen, umgeben von einzelnen Flächen aus dem Synthesizer. Das ist keine Unterhaltung, das füllt keine Leerräume – diese Musik muss im Kopf fertiggestellt und mitkonzipiert werden.
Fast schon penetrant genau ist der Beat von «Mauritum», welcher die exakte Arbeitsweise und die reduzierte Darstellung des neuen Werkes von Tom Lönnqvist einleiten. Electronica bei der man sich nie ganz sicher sein kann, ob dies dazu dienen soll, uns alle einzulullen, oder die Wahrnehmung zu schärfen. Beim Remix von «Mauritum» dröhnt und schabt es, die Musik wird zur Bewegungsgrundlage. Sonst aber gleitet vieles wie ein Hauch dahin, etwa das dezente «Serima» oder «Hain» mit seinen Akkorden, die im Nebel verschwinden.
Mit dem Titeltrack wird «Aria» zu einem Album, das sich von Träumereien loslöst und das Gehirn mit Sounds anregt. Tom Lönnqvist, der als Komponist ebenfalls im Gebiet der kontemporären Kunst unterwegs ist, erzeugt aus wenigen Elementen ein ausformuliertes Gefühl. Ambient mit der Quelle des Lebens im Zentrum, mit der Antihaltung im darauffolgenden Takt. Das wirkt zum Teil ausserirdisch, lässt uns aber nie allein zurück.