BlauBlau Records / VÖ: 15. September 2021 / Soundtrack, Jazz
dimitrihowald.ch
Text: Michael Bohli
Yannick Mosimann und Dimitri Howald haben zusammen einen Film gedreht, Nicola Schmid sorgte für die bildliche Ausführung. Darum geht es in diesem Text aber nicht, der Roadmovie, welcher von einem knallroten Volvo 240 aus im Elsass gedreht wurde, muss leider in euren Köpfen stattfinden. Denn «Amnis Alsace» ist die Musik dazu, als Platte alleinig sehr wohl auf den Füssen stehend. Howald lässt die instrumentale Seele aufblühen und inszeniert die Welt in 40 Minuten als wundervoller Ort der genüsslichen Empfindungen.
Im Jazz verwurzelt, mit einem Anstrich von Stilrichtungen aus Lateinamerika versehen, sind die elf Stücke leichtfüssig und ernst zugleich. Melodien und Harmonien in geschickter Verbindung, «Joran» zeigt die Möglichkeiten der Arbeit auf, Howald nutzt dies, um danach zu träumen, nachzudenken und mit der Jazzgitarre Zeichnungen anzufertigen. «The Flight» oder «Red Desire» sind Episoden voller Menschlichkeit und Emotion, die Rhythmen stehen begleitend nur wenige Zentimeter daneben. Das verleiht dem Album einen angenehmen Sog und lässt experimentelle Stellen zu.
«Silhouette» hinkt ohne Schmerzen, «Diver» klingt wahrlich nach einer Ausfahrt an einem lauen Sommerabend. Die Musik von Howald ist nie zu eng gedacht, sondern bewegt sich mit genügend Freiraum in den Takten. Die Electronica ist mit dabei («Objects In The Mirror»), Piano und Geige setzen Akzente, wenige Minuten nur brauchen alle Songs für die volle Entfaltung. Eine Reise, die ohne Film alle möglichen Motive spriessen lässt.