Republic Records / VÖ: 8. Oktober 2021 / Post-Dubstep, Electronica, Pop
jamesblakemusic.com
Text: Michael Bohli
Intim und zerbrechlich war die Musik von James Blake seit dem Beginn seiner Karriere, als er mit dem selbstbetitelten Album 2011 weltweit für Begeisterung sorgte. Clubmusik ohne Club, R&B ohne Selbstüberzeichnung, Dubstep ohne nihilistischen Bassreigen. Mit dem fünften Album hat sich an der Rezeptur nichts geändert und der englische Musiker gibt sich auf «Friends That Break Your Heart» erneut als feinfühliger Beobachter. Was auffällt: Nicht nur die Produktion ist bis ins letzte Detail ausgeklügelt, auch die Kompositionen und deren Inhalte sind pointiert.
Der Albumtitel lässt die Schatten bereits vor den ersten Klängen gross werden, James Blake untersucht auf seinem neuen Werk zerbrochene Beziehungen, zwischenmenschliche Enttäuschungen und die gegenseitige Wahrnehmung. Glücklich geht das nicht aus, «Friends That Break Your Heart» lebt von emotionalem Gesang, langsamen Takten und schleppenden Melodien. Unterstützt von der Sängerin SZA, Rappern JID und SwaVay und Singer-Songwriterin Monica Martin sind die zwölf Stücke keine singuläre Sicht, sondern ein facettenreiches Gedankenspiel. «Frozen» als offensiver Rap-Dialog, «Famous Last Words» als Blake-typische Electronica-Wolke und «I’m So Blessed You’re Mine» als zärtliche Ballade.
Beats, digitale Mittel und kühle Klänge treffen auf eine herzliche Wärme, James Blake wandelt mehr als geschickt auf dem Grat zwischen Minimalismus und triefender Popmusik. Das Resultat sind fantastische Stücke wie «Life Is Not The Same» oder das organische Titellied, wunderbarer Kitsch findet man in «Say What You Will». Die Grösse des Karrierebeginns wird wieder fassbar. Ein sanft leuchtendes Werk für die Stunden auf dem Sofa, mit Kopfhörer und leicht angeknackstem Gemüt.