Waterfall of Colours / VÖ: 3. September 2021 / Indie, Post-Punk
laddermenband.com
Text: Michael Bohli
Indie mit Post-Punk zu mischen ist nicht erst seit dem weltweiten Zeitalter der Dunkelheit eine gute Idee. Mit Bands wie Editors und Interpol wurde diese Kombination in den vergangenen Jahrzehnten wieder salonfähig, aus der Schweiz macht sich eine neue Band daran, deren Traditionen fortzusetzen. Laddermen, 2019 vom Exil-Texaner Leopold Oakes gegründet, ist ein Quartett, das in Luzern seine Basis hat und sich mit «Special Kind of Violence» in der Schweiz etablieren möchte. „Houston Morphine“ und „Old World Sparrow“ sind Lieder, welche dieses Vorhaben sehr logisch erscheinen lassen.
Leopold erzählt grosse und emotionale Geschichten, man spürt, er ist sich die Schweizer Enge nicht gewohnt. Seine Lieder formulieren persönliche Erlebnisse mit geschickten Metaphern und einer angenehmen Wortgewandtheit („The Fall of the Epileptic King“), die Band von Laddermen unterlegt diese Worte mit stoischen Takten, die nötige Menge an Melodien und Harmonien finden dazu („Welcome to the 20s“). Romantisch, sehnsüchtig und etwas verklärt die Stücke („Abigail Was Always Lost“), niemals überbordend, aber voller Leben.
Zwar sind sich die elf Lieder im Endeffekt ähnlich und das Gitarrenspiel wie der Gesang hätten etwas mehr Aufregung vertragen, die Leidenschaft drückt aber immer durch. Man streift mit Laddermen durch die Welt, reflektiert und beobachtet. Akkorde und Riffs transportieren Energie, mit letztem Lied „Pauluskirche“ wird das Album in der Wahlheimat Luzern verortet. Das ist ein Blick in die 2000er-Jahre, eine Erinnerung an die damalige Indie-Welle ohne Überheblichkeit oder falsche Ziele. Brutal ist „Special Kind of Violence“ nicht, sondern authentisch.