Recordjet / VÖ: 29. Januar 2021 / Alternative, Pop
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Text: Michael Bohli
Zu oft musste man sich undifferenzierte Schlager-Vergleiche anhören, wenn man die eigene Leidenschaft und Begeisterung zum Album „Welt ohne Zeit“ mit jemandem teilte. Ja, Dagobert singt gerne über die Liebe und scheut sich nicht vor kitschigen Texten, trotzdem ist seine Musik weit mehr als billige Unterhaltung. Mit „Jäger“, dem vierten Album des Schweizers, wird die Wahrnehmung korrigiert, die Songs sind schneller, elektronischer und kantiger geworden. Der Weltschmerz gehört aber weiterhin dazu.
Wie sich der Künstler gerne elegant und ausdrucksreich auf der Bühne bewegt, so leitet er durch die Lieder. Klar artikulierte Texte, prägnant formulierte Sätze und nötige Repetitionen: Mit Dagobert weiss man, woran man ist. Auf ehrliche Weise werden Gefühle und Wünsche dargelegt, „Jäger“ ist ein Album voller Fantasien und Sehnsüchte. Nach Menschen, nach Orten, nach Zuständen. „Nie wieder arbeiten“ etwa, oder das schunkelnde „Das Mädchen aus der schönen Welt“. Dass diese Platte in den Bergen entstanden ist, hört man den Klängen zu keiner Zeit an, es schimmert der Nachtclub durch, die Strassen in der Nacht.
„Jäger“ verweist als Lied und Titel zwar auf die Natur, zelebriert aber keinesfalls eine Dezimierung des Tierbestandes, sondern spielt geschickt mit der Familiengeschichte von Dagobert. Minimalistisch gehalten, elektronisch und mit harten Beats – „Aldebaran“ ist das helle Gegenteil, „For The Love Of Marie“ das Orchesterstück, „Ich will noch mal“ die Pianoballade. Und wenn „2070“ an Ludwig Hirsch erinnert, dann ist das passend, steckt hinter diesem Album nämlich eine Weltseele, ein Musiker mit viel Talent und Stil.