Siluh Records / VÖ: 9. Oktober 2020 / Indie, Post-Punk
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Text: Michael Bohli
Verliebt bin ich, seit dem ersten Takt, den ich am OOAM-Festival in Baden live erleben durfte. Sophie Löw bezirzte mich mit ihrem Gesang, mit ihren Texten, die Band Culk mit ihrem Sound, der sich wie eine Schlange in meinen Körper wandte und seit dem Moment in mir weilt. Mit dem zweiten Album „Zerstreuen über Euch“ zeigen die Wiener*innen, dass dies kein Zufall war. Alternative Rockmusik zwischen Post-Punk und Shoegaze-Träumerei, inhaltlich poetisch und fordernd. Hier geht es niemals um schnelle Kompromisse, sondern um die nötige Auflehnung.
Zwar ist es einfach, dem textlichen Widerstand auszuweichen, schliesslich singt Löw gerne lautmalerisch und dehnt die Silben, dies sollte aber niemals getan werden. „Zerstreuen über Euch“ enthält eine unglaubliche Anzahl an dringlichen Sätzen, Songs wie „Dichterin“ oder „Jahre später“ legen herrschende Probleme offen und konfrontieren uns alle damit. Culk tun sich gut darin, diese Schwere mit bestimmten Melodien und Harmonien zu garnieren. Was schwelgt man nicht in diesen Stücken, dem Refrain von „Nacht“, im Hall von „Starrsinn und Wahnsinn“, neben dem Bass bei „Bronzeguss“.
Deutschsprachige Rockmusik mit wichtigen Botschaften ist glücklicherweise wieder stärker verbreitet, eine solche Intensität zwischen Sehnsucht, emotionalem Zwiespalt und nachhallender Erlösung bringen aber nur Culk auf das Parkett. „Leuchten und Erleuchten“ halt, wie das Album zu Beginn mit dem schleppenden Sog aufzeigt. Und uns trotz komplexen Grundlagen niemals alleine lässt, hier geht es um das Kollektiv. Aus den „Ruinen“ wird eine bessere Welt entstehen, diese Band zeigt uns den Weg.