23. und 24. August 2017
Rümlang – Zürich
Webseite: Zürich Openair
Bilder vom:
MITTWOCH 23. August 2017
DONNERSTAG 24. August 2017
Schon etwas Hipster-lastig, dieses Zürich Openair. In der VIP Lounge räkelt man sich stilsicher und tanzt nebenbei noch ein bisschen. Meist zu den schlechtesten Acts. Im Damen-WC aufgeschnappt: „Jä weisch, unsere Kunden sind halt schon unglücklich, dass The Kooks abgesagt haben, aber ich habs im Griff, das geht easy, die kann ich mit Champagner trösten.“
Grosskonzern-Kunden an einem Musikfestival – bäh, das geht gar nicht.
Ach, ich spassbremsende Musikpuristin. Kommen wir zum Guten – das gibts nämlich am Zürich Openair! Erstens kompensiert das Line-Up jedes Jahr (fast) alles. Und zweitens reisen hartgesottene Fans jeweils extra für ihr Zielkonzert an und sorgen für Stimmung.
MITTWOCH
Am ersten Festivaltag geht Marcus Mumford die obligate Länderliste durch. „Who here is from Switzerland?“ Ein Raunen. „Who’s from Italy?“ Riesengeschrei aus den ersten zehn Reihen. Alles klar. Die italienischen Fans singen lauthals mit, stecken die restlichen Zuschauer an – das ganze Feld singt „I will wait, I willlll waaaaiiiit for you!“. Schöner Moment. Zu Mumford & Sons kann man so gut bei Freunden einhaken und im Kreis tanzen, bis einem schwindlig wird.
Die Band lädt First Aid Kit für den Song „Awake My Soul“ auf die Bühne ein. Die schwedischen Schwestern brillieren mit glasklarem Gesang. Ihre hinreissenden Harmonien konnten sie schon am frühen Abend an ihrem eigenen Konzert unter Beweis stellen.
Den Festivalauftakt gemacht hatten Baba Shrimps mit eingängigem Pop, dicht gefolgt vom ebenso ohrwurmigen Electro-Rock der New Yorker Phantogram. Dann im Zelt der episch-theatralische Sound von Perfume Genius. Sein Charisma strahlt richtig von der Bühne runter. Schmacht!
Mac DeMarco ist danach extrem entspannt; und die australisch-schweizerische Jessiquoi liefert die Show des Tages mit ihrem kleinen Sound-Wägeli. So ein Stress, ganz alleine den Computer zu steuern, eine Keytar zu bedienen, zu tanzen, zu singen; und das alles im hautengen Aerobic-Einteiler und mit Neon-Make-Up im ultravioletten Licht! Hut ab!
DONNERSTAG
Sturm über Zürich am zweiten Festivaltag. Die Windböen fegen Abschrankungen nieder und Panda Lux müssen ihr Konzert abbrechen. Unheimlich, diese düsteren Apokalypse-Wolken am Himmel. Die Festivalbesucher werden in der stabil gebauten VIP Lounge in Sicherheit gebracht. Jetzt sind wir den VIPs doch noch dankbar!
Auf der Zeltbühne kann weitergespielt werden: Beach Fossils und Mighty Oaks sorgen für angenehmes Wippen. Major Lazer fahren am Abend grosses Geschütz auf, pusten Dampf und Konfetti und Beats und Drops bis zum Abwinken; rhythmisch ist das Ganze allerdings langweilig, finde ich. Aber als Partygarant wirkts – das Feld tobt. Zum Abschluss gibts mit Pendulum nochmal ordentlich Bass in die Magengrube. Das ist dann wieder mehr mein Ding, auch wenn der Drum’n’Bass der Nullerjahre im Moment grad etwas angestaubt und noch nicht „so retro it’s cool“ klingt.
Text + Bilder: Anna Wirz