Inside Out Music / VÖ: 1. Oktober 2021 / Progressive Rock
yesworld.com
Text: Michael Bohli
Dinosaurier in Bewegung, das gibt es nicht nur in der „Jurassic World“-Reihe im Kino, sondern im Progressive Rock. Yes, einer der wichtigsten Pfeiler des Genres in der Blütezeit, sind mit ihrem 22 Studiowerk zurückgekehrt. Von leichter Hand scheinen die Lieder aus den Kompositionsköpfen der Band gepurzelt zu sein, nicht beeinträchtigt von weltweiter Misere und düsteren Zukunftsaussicht. Gemäss dem Cover, welches von Meister Roger Dean gezeichnet wurde, gibt es auf „The Quest“ eine beruhigende Perspektive, eine farbenfrohe Umgebung.
Geschrieben in unterschiedlichen Teilen der Welt, getrennt und in teilweise neuer Besetzung, bringen Yes auf der Scheibe ihre Markenzeichen an Gesang, Melodienführung und Grundstimmung in eine lockere Umgebung. Mehr song- als konzeptorientiert, erstaunlich schnell fassbar und mit grosser Eingängigkeit präsentiert sich „The Quest“. Sofort bleiben Lieder wie „Minus The Man“ oder „The Ice Bridge“ im Kopf, Erinnerungen an die „Drama“-Phase werden wach, oder böse Ahnungen an die letzten Scheiben. Der Prog ist weich und zuckrig, die Kompositionen wenig komplex, dafür dürfen alle Bandmitglieder an unterschiedlichen Stellen brillieren.
„The Quest“ ist kein episches Meisterwerk wie damalige Sternstunden, ein Totalabsturz gibt es ebenfalls nicht zu vermelden. Wenn man die drei B-Seiten, welche uns Yes als zweite CD gleich mitliefern, wegdenkt, dann hält die Band das Niveau hoch. Leider aber reicht dies nicht aus, um Begeisterung zu wecken. Vieles an den Liedern ist zu simpel oder kitschig, Gitarren- und Keyboardpassagen wirken beiläufig, „Music To My Ears“ sei als Beispiel angeführt. „Leave Well Alone“ wirkt zu Beginn wie ein Kind zwischen Huey Lewis und Neail Morse. Wobei, es wird sich bestimmt niemand ein Album von Yes anhören, der auf überzeichnete Melodienführungen allergisch reagiert. Diese Reise ist trotzdem nur für Sammler.