Room 40 / VÖ: 8. März 2019 / Ambient
yannnovak.com
Text: Michael Bohli
Letztes Jahr hatte ich die grossartige Möglichkeit, die Installation „Ganzfeld“ von James Turrell live in Baden-Baden zu erleben. Ein fesselndes Spiel zwischen Raum, Licht und Farbe – was beim Betreten zu einer ganzkörperlichen und unbeschreiblichen Erfahrung führte. Mit „Scalar Fields“ erschien nun ein klangliches Gegenstück, dass alleine mit Sounds und Flächen in diese Gebiete der Stimmung und Auswirkung gelangt. Komponiert und aufgenommen von Yann Novak, sind die zwei 20 Minuten langen Tracks zeit- und raumsprengende Gebilde.
Viel passiert bei „Scalar Fields“ nicht, denn die beiden Tracks bestehen nur aus dahingleitenden Synthesizer-Spuren, welche sich zu einer vollkommen umfassenden Hülle aufbauen. Eigentlich als Musik zu den audiovisuellen Installationen gedacht, welche in Los Angeles und Foligno aufgebaut waren, vermag es die Musik auch ohne Bilder zu betören. Der amerikanische Künstler hat mit diesem Album zwar die Spielerei mit den Farben weggelassen, die mathematische Wirkung blieb vorhanden. Das Skalarfeld ist die Funktion, jedem Punkt in einem bestimmten Raum eine Zahl zuzuordnen – nach welchen Yann Novak mit farblichen Übergängen auch die Frequenzen angepasst hat. Fast unmerklich wechseln die Schichten, verändert sich Intensität, erreicht das Werk eine emotionale Bindung.
Der Genuss von „Scalar Fields“ verlässt bald die Anzeichen der kalten Berechnung und verändert, durch das Zusammenspiel von Hörer und Komponist, Wahrnehmung und Stimmung. Yann Novak hat es geschafft, dass die zwei Tracks erhaben, wunderschön und ergreifend wirken. Das tiefe Eintauchen in die Musik geschieht wie von alleine, aus Klängen werden selbstreflektive Gedanken, Ausgeglichenheit und Zufriedenheit machen sich im Körper breit. Aus der statischen Grundlage wird eine lebendige Neugeburt, aus der engen Wahrnehmung eine weite Perspektive.