Band: Woodkid
Album: The Golden Age
Label/Vertrieb: Green United / Universal
Veröffentlichung: 18. März 2013
Website: woodkid.com
Geschrieben von: Dennis Bäsecke
„The Golden Age Is Over“ so wird geheimnisvoll eröffnet. Das Pop Klavier, das die ersten Verse begleitet, ist das einzige „klassische“ Standard-Pop-Instrument auf dem Album. Yoann Lemoine bringt es fertig, mit ganz klassischem Gerät Pop zu machen; das heisst statt Gitarren, E-Bass, Keyboards, Schlagzeug oder Drum Computer gibt es hier Orchester-Perkussion, Streicher und Bläser zu hören. Die Arrangements sind nach allen Regeln der Kunst produziert und mit gezielter Elektronik aufgepeppt. Lemoine, der kreative Kapitän des Projektes Woodkid, hat sich da nicht lumpen lassen: Für das Debüt-Album hat der erfolgreiche Produzent von Musikvideos hochkarätige Arrangeure und Instrumentalisten aufgeboten und ein felsenfestes Gesamtkonzept vorgelegt.
Das Ergebnis kann sich eben hören und sehen lassen: Mittlerweile kursieren drei Clips von Woodkid. In einer geschlossenen Schwarz-Weiss-Ästhetik und mit immer wieder in verschiedenen Situationen erscheinenden Figuren vermitteln sie, wie auch die Songs, den Eindruck des roten Fadens und man wartet unwillkürlich gespannt auf das nächste Kapitel des Woodkid-Epos. Auch live bleibt das Projekt dieser Ästhetik verpflichtet und ist dennoch keineswegs unnahbar.
Die Musik selbst ist eine gesunde Mischung aus energischen Up-Tempo Passagen und gefühlvollen Balladen. Schwelgerische Blechbläserchoräle und süffige Streicherflächen wie im „Boat Song“ und in „The Shore“ durchziehen das Album ebenso wie die treibenden und ruhelosen Perkussionskaskaden von Songs wie „Run Boy Run“ oder „Iron“. Wie die Figuren der Videos tauchen bestimmte Klänge motivisch immer wieder auf und bilden einen Bogen über das Album, in dem Details wie die Western-Trompeten in „The Great Escape“ oder die dezenten Synthie-Tupfer im „Boat Song“ als Farbnuancen erscheinen.
Anders ausgedrückt: Lemoine beschränkt seine musikalische Farbpalette zu Gunsten eines Gesamtsounds und würzt dann jeden Song individuell nach. Hier ein Chor („Stabat Mater“) dort eine Orgel („Conquest Of Spaces“) oder ein Marsch („The Other Side“). Die Harmonik chromatisiert in den richtigen Momenten über den Pop-Standard hinaus und kreiert den Raum für filmische Fantasiewelten. Yoann Lemoine spricht davon, die Menschen sollen sich beim Hören seiner Musik wie Helden fühlen. Mir will das Wort „Hollywood-Pop“ nicht aus dem Kopf.
Was jedoch fast das Wichtigste ist: Lemoines Stimme. Der Geschichtenerzähler kontrastiert den Widescreen-Sound mit einer soulig, rauchigen Stimme, die intime Zwischentöne zulässt und die Schwelle zur Zerbrechlichkeit nicht scheut. Eine Stimme, die zu ihrem Charakter steht und sich nicht hinter melodynischer Maskerade versteckt.
Sicher ist an musikalischen Effekten nicht gespart und das ist immer ein Drahtseilakt über der Kitschschlucht. Dazu kann man stehen, wie man mag. Woodkid verliert aber bei allen technischen Hochglanz-Spielereien nie die Glaubwürdigkeit – eigentlich ganz schön beeindruckend.
Wenn Pop, dann so!
Tracklist:
1. The Golden Age
2. Run Boy Run
3. The Great Escape
4. Boat Song
5. I Love You
6. The Shore
7. Ghost Lights
8. Shadows
9. Stabat Mater
10. Conquest Of Spaces
11. Falling
12. Where I Live
13. Iron
14. The Other Side
Bandmitglieder:
Yoann Lemoine
Gründung:
2011