Band: Wanda
Album: Bussi
Genre: Indie, Rock’n’Roll, Schlager
Label/Vertrieb: Vertigo / Universal
Veröffentlichung: 2. Oktober 2015
Website: wandamusik.com
Geschrieben von: Michael Bohli
Nach dem Sex wird gekuschelt und es gibt verträumte Küsse. So spielt es sich zumindest meist in der Realität ab, wieso also nicht auch bei der Musik? Die österreichische Sensation Wanda aus Wien erzeugt mit ihrem zweiten Album nämlich genau diese Wirkung. Das Debüt „Amore“ war Ende 2014 eine Explosion im Bereich des schunkelnden Indierock und liess so manchen Hörer errötet und verschwitzt zurück. Umso erfreulicher und erstaunlicher, dass nun mit „Bussi“ bereits neues Material auf dem Plattenteller landet. Also, Zigaretten anzünden und heraus mit dem Schmäh.
Das Album ist in seiner Form wie eine direkte Fortsetzung der letzten Veröffentlichung. Die Gruppe hat am Klangbild und der Präsentation nichts gross verändert, allerdings kommen die Songs nicht mehr ganz so ungestüm daher. Voller Verlangen nach wie vor, aber die Musiker konnten sich etwas beruhigen. Toll ist, dass die plakative und direkte Art beibehalten wurde. Wanda nehmen kein Blatt vor den Mund und singen Sätze wie „Alkohol macht süchtig / Macht mich krank / Der Priester sagt mir ‚Bück dich, / stell dir vor wir sind am Strand'“. Wer getraut sich dies sonst noch, wenn er solche Massen bewegt und begeistert? Wobei natürlich zu sagen ist, dass der Schmutz und die Schmuddligkeit schon immer wichtiger Bestandteil der Wiener waren.
Egal ob es nun ums Saufen geht, um Sex oder andere Dinge, die Herzschmerzen vergessen lassen, mögliche Doppeldeutigkeiten sind oft eigentlich eindeutig. Nachdenken muss der Hörer nicht stark, darf sich aber umso mehr die Seele aus dem Leib singen. Und immer wieder an „Amore“ denken, was gerne zitiert und mit Referenzen bedacht wird. Genauso wundervoll simpel hält sich die Instrumentierung. Lied um Lied präsentieren sich die Melodien als hibbelige Mischung aus Rock, Indie und Schlager. Gitarre und Orgel geben die Stimmung vor, Schlagzeug und Bass rumpeln hinten nach. Verziert wird alles mit viel Chorgesang, Parolen und dem grossartigen Wiener Dialekt. Für manche wohl ein Hassgrund, für mich immer ein Moment zum Jubeln.
Wanda ist eine Musikgruppe der Art, die es nicht mehr gibt. Ein neues Album folgt nach weniger als einem Jahr, sie sind ähnlich in Stimmung und Klang, aber schaffen es trotzdem eine Erweiterung zu sein. Und obwohl die Dichte der offensichtlichen Hits bei „Bussi“ etwas abgenommen hat, das Album ist in der Gesamtwirkung umso geschlossener und homogener. Somit wäre „Bussi“ auch mit „Amore“ zu einem Doppelalbum kombinierbar, die Leber verdankt aber den getrennten Konsum. Aber warum diesen Text lesen, wenn man auch hören und trinken kann?
Tracklist:
1. 1, 2, 3, 4
2. Meine beiden Schwester
3. Bussi Baby
4. Lieber dann als wann
5. Gib mir alles
6. Nimm sie wenn du’s brauchst
7. Alarm!
8. Mona Lisa der Lobau
9. Das wär schön
10. Sterne
11. Andi und die Spanischen Frauen
12. Kein Herz im Hirn
Bandmitglieder:
Michael Marco Fitzthum – Gesang
Manuel Christoph Poppe – Gitarre
Christian Hummer – Keyboard
Reinhold Weber – Bass
Lukas Hasitschka – Schlagzeug
Gründung:
2012